Monthly Archives: November 2015

1 Text, 3 Bilder, 18. Jahrhunderte

Warum ich als Agnostiker wohl so häufig dann doch auf und an biblischen Motiven sowie Texten hängenbleibe? Manchmal glaube ich fast, von diesen verfolgt zu werden, frei nach dem Grundsatz: Wenn du nicht glaubst, dann überfallen wir dich so lange, bis du in deiner Skepsis ermüdest und uns endlich metaphysisch anerkennst.

Dann aber, nach kurzem Innehalten und sanfter Selbstkritik, komme ich zu dem einfachen Schluss, dass es wohl vor allem meine Affinität zu Kultur und Literatur ist, die mich immer wieder auf die mächtigsten Inspirationsquellen Europas zurückverweist. In leicht variierten Sentenzen ausgedrückt:  keine Progression ohne Tradition, keine Zukunft ohne Vergangenheit, keine Erwartung ohne Erinnerung. Außerdem artikulieren sich in mythischen und mystischen Texten immer auch Antworten auf grundlegende Fragen, und was, wenn nicht eine Faszination für die großen und kleinen Fragen der Existenz, ist denn eine zeitlos-allgemeine Qualität von Philosophie?

Nicht zufällig entwickelten sich zwei epochal prägende Stile des (europäischen) Philosophierens in kritischer Auseinandersetzung mit eben solchen, Text gewordenen, religiösen Ideenwelten. Zuerst emanzipierte sich die griechische Philosophie von ihrem epischen Doppel Illias/Odyssee und dem darin konservierten polytheistischen Paradigma und ebnete damit der ersten Blüte der Wissenschaften den Boden; daraufhin – so ein kleines Adverb verpackt hier mal eben fast 2000 Jahre Geschichte – stimulierte die scholastische Theologie des Hochmittelalters eine Loslösung des rationalistischen Denkens von unserer vermeintlich monotheistischen Bibel und verhalf dadurch den Wissenschaften in der Renaissance zur Wiedergeburt und ihrem zweiten, seither ungebrochenen Höhenflug. Wenn ich hierbei die spannende Dialektik innerhalb des zweifachen Weges vom Glauben zur Vernunft unterschlage, so möge man mir das nachsehen. Wollte ich die mannigfachen Oppositionen und Synthesen respektieren, wie sie sich in Denkergegensätzen von Heraklit/Parmenides über Aristoteles/Platon bis später Thomas v. A./Bonaventura zeigten, würde dieser Text hier am Ende kein spielerischer Kommentar, sondern ein ernsthaft ermüdender Traktat, wenn nicht mehr als das.

So grobschlächtig (ver-)kläre ich mir also meine anfängliche Irritation und kann nun wieder beruhigt in religiösen Texten schwelgen, zumal ich mir hier mit einer Passage der Offenbarung des Johannes einen literarisch sehr reizvollen, kryptisch-prophetischen und derzeit voll im Trend liegenden Text vorgenommen habe. Eine dekadente Lust am Weltuntergang zu unterstellen, ist vielleicht zu gewagt, aber eine zeitgenössische Tendenz zu Dystopie und Apokalypse ist spätestens seit dem Jahr 2000 nicht mehr zu leugnen. Ich verzichte hier bewusst auf einen objektiven Blickversuch hinsichtlich der tatsächlichen historischen, ökologischen und politischen Dimension des Untergangspathos und beschränke mich bewusst auf die subjektiv-ästhetische Seite dieses Phänomens. Womöglich unterliegen (nicht nur) solche Vorstellungen einer Art ideengeschichtlicher Konjunktur, womit Derpession und Boom in diesem Kontext einen wortwitzigen Doppelsinn bekommen.

Tröstlich bei all dem biblischen Katastrophismus, der bisher nur angedeutet wurde und gleich Schlag auf Schlag folgen wird, bleibt die exegetische Tatsache, dass die läppischen vier Reiterlein als bloßer Auftakt für spätere, wirklich erschütternde Stufen des Weltuntergangs dienen. Also immer die Ruhe bewahren, wenn Krieg, Hunger, Seuch und Tod umgehen, es könnte weit schlimmer werden. Bevor aber dieser mäßig gebändigte und kaum noch zu strukturierende Gedankensturm restlos chaotisch wird, empfehle ich mich und zugleich einen Blick auf einen Text und drei Bilder, die zusammen schlappe 18. Jahrhunderte überbrücken.

Mit adventlich-apokalyptischen Grüße, Euer Satorius

P.S.: Die Metatext-Redaktion wird im Laufe der nächsten Wochen hoffentlich ihren Dienst wieder aufnehmen, nachdem sich die reaktionellen Mitglieder von ihrer katastrophalen Reise erholt haben werden. Ihre physische und psychische Gesundheit ist derzeit schon nahezu wiederhergestellt und wird sich dann im saftig verspäteten Beitrag zum ersten Jahresjubiläum von Quanzland (15.10.2015) zu bewähren haben.


 

Und ich sah, daß das Lamm der Siegel eines auftat; und hörte der vier Tiere eines sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der daraufsaß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft, und daß er siegte.
Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm! Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der daraufsaß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und daß sie sich untereinander erwürgten; und ward ihm ein großes Schwert gegeben.
Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der daraufsaß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tu kein Leid!
Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tiers sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der daraufsaß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten das vierte Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.

 

Johannes von Patmos, Martin Luther (Hrsg.) et al. (Nicht zuverlässig datierbar), Die Offenbarung des Johannes. In: Die Bibel – Das Neue Testament, 6,1 – 6,8 (68 – 96 n. Chr.).


Peter von Cornelius (1783 - 1876), Die Apokalyptischen Reiter (1841 - 1867)Peter von Cornelius (1783 – 1876), Die Apokalyptischen Reiter (1841 – 1867)


Viktor Michajlovič Vasnecov (1848 - 1926), Die apokalyptischen Reiter (1887)Viktor Michajlovič Vasnecov (1848 – 1926), Die apokalyptischen Reiter (1887)


Albrecht Dürer (1471 - 1528), Die vier apokalyptischen Reiter (1498; Holzschnitt)

Albrecht Dürer (1471 – 1528), Die vier apokalyptischen Reiter (1498; Holzschnitt)

Hedonistischer Übermensch vs. weiser Gutmensch

Kallikles: O gewiß, mein Sokrates. Wie könnte denn ein Mensch glücklich werden, wenn er irgend jemandes Sklave ist? Nein, das ist das Schöne und Rechte von Natur, das ich dir jetzt frei und offen bekenne, daß derjenige, welcher richtig leben will, seine eigenen Begierden so groß als möglich werden lassen muß, ohne sie im Zaum zu halten; wenn sie aber recht groß sind, dann muß er imstande sein, ihnen zu fröhnen durch Tapferkeit und Einsicht und die Begierde zu befriedigen, worauf sie sich auch jedesmal richten mag. Aber das können, denke ich, die meisten nicht. Daher tadeln sie Männer dieser Art aus Ärger, um ihre eigene Ohnmacht zu verbergen, und bezeichnen die Zügellosigkeit als häßlich. Was ich in meiner früheren Auseinandersetzung sagte, sie knechten die von Natur besseren Menschen, und weil sie ihren Lüsten keine Befriedigung schaffen können, so loben sie die Besonnenheit und Gerechtigkeit um ihrer eigenen Feigheit willen. Denn was wäre für diejenigen, welche etwa von vornherein so glücklich sind. Königssöhne zu sein, oder die imstande sind, sich eine Herrschaft, Tyrannis oder einen Königsthron zu verschaffen, in Wahrheit häßlicher und schlimmer als deine Besonnenheit? Während sie ja alles Gute genießen könnten, ohne daß ihnen jemand in den Weg träte, würden sie sich selbst das Gesetz, Gerede und Geschimpfe der Masse zum Herrn erküren? Oder würden sie nicht unglücklich geworden sein von der Ehre der Gerechtigkeit und Besonnenheit, wenn sie ihren eigenen Freunden nicht mehr zuteilen könnten als ihren Feinden, und zwar als Herrscher im eigenen Staate? Nun, Sokrates, so steht’s in der Wahrheit, der du ja nachzutrachten behauptest. Wohlleben, Zügellosigkeit, Freiheit, wenn sie festen Rückhalt hat, das ist die Tugend und Glückseligkeit. Das andere all ist Flitterstaat, widernatürliche Satzungen, menschlicher Aberwitz und taugt nichts.

 

[…]

 

Sokrates: Indes ist das Leben auch, wie du es haben willst, mißlich. Denn es sollte mich nicht wundern, wenn Euripides recht hat, wenn er sagt: „Wer weiß, ob nicht das Leben nur ein Sterben ist, Das Sterben aber Leben?“ Und vielleicht sind wir in Wirklichkeit tot. Das habe ich auch schon von einem weisen Manne gehört, daß wir jetzt tot seien und daß der Leib unser Grab sei; der Teil unserer Seele aber, in welchem sich die Begierden befinden, sei so, daß er sich leicht bereden lasse und von der einen nach der anderen Seite umschlage. Das hat denn auch ein geistreicher Mann, vielleicht ein Sizilier oder Italer, in der Namensableitung in mythischer Bekleidung dargestellt, wenn er ihn wegen seiner leicht zu überredenden Art und Faßbarkeit ein Faß genannt hat und die Uneinsichtigen Uneingeweihte. Der Teil der Seele aber in den Uneingeweihten, dem die Begierden angehören, der so zügellos ist und bodenlos, sei einem durchlöcherten Fasse vergleichbar, indem er von der Unausfüllbarkeit das Bild hernahm. Dieser also beweist gerade das Gegenteil von deiner Meinung, lieber Kallikles, daß nämlich unter den Bewohnern der Unterwelt – dabei meinte er natürlich das Unsichtbare – diese Uneingeweihten am unglücklichsten seien, welche in das durchlöcherte Faß Wasser trügen mit einem ebenfalls durchlöcherten Siebe. Unter dem Siebe verstand er, wie mein Gewährsmann sagte, die Seele. Die Seele der Unverständigen aber verglich er mit einem gleichsam durchlöcherten Siebe, weil sie nichts festfassen kann aus Unfaßlichkeit und Vergeßlichkeit.

 

Platon (428/27 – 348/47 v.Chr.), Gorgias: ~491e – 493d (Stephanus-Paginierung)

Milde Blasphemie von, mit und über Hiob

Dass Lesen keine nüchterne, einseitige Aufnahme von Informationen vom konkreten Medium ins aktuelle Bewusstsein ist, wirkte so abstrakt wie es trivial ist. Als Zugang zu diesem Phänomen braucht es keine Literaturtheorie, keine Sprachphilosophie oder sonst einen (inter-)diziplinären Zugang aus den Gefilden der Wissenschaft. Es ist viel einschlägiger und anschaulicher ein und dasselbe Buch – ja, materielles, physisch hartes Buch; ich vermeide hier säuberlich eine Konotation von Text und selbst – in verschiedenen Lebensphasen neu zu lesen. Das Feld zwischen Text und Leser wird ein gänzlich verschiedenes sein, das Leseerlebnis dementsprechend ein neues trotz gleichem Satz auf gleicher Seite in gleicher Zeile.

Wenn dieses Buch (oder E-Book, aber dieses gedankliche Faß öffne ich jetzt nicht auch noch), wie in meinem heutigen Fall, sogar noch die Anthologie der Anthologien ist, und dessen kursorische Lektüre in nahezu jeder Alterstufe mit gleichzeiitg größtmöglichen Lücken stattgefunden hat, dann wird die Interaktivität von Text und Bewusstsein augenfällig, buchstäblich spürbar. Meine Bibelgeschichte ist schnell abgerissen: Zuerst erfahren als Kind in Gestalt meiner Oma im Alltag und besonders bei allabendlicher (Gute-)Nacht-Bibel-Lektüre, gestütz durch wöchentliche Besuche von Kindergottestdienst und Festtagpredigten, dann nörgelnd erduldet als halbstraker, geldgeiler Konfirmand, wiederentdeckt als angehender Philosoph und neugieriger Sucher sowie zuletzt gelesen als Adept in und Liebhaber von literarischer Finesse.

Ein Filetstück der fantastischen Sprachmagie aus dem Hause des Herrn und dem Griffel eines seiner diversen Herausgeber – Martin „The Thesenklopper“ Luther – sprang mir bei meiner Relektüre von Hiob ins Bewusstsein und gereicht nur deshalb nun Euch als Text-Fast-Food bald hoffentlich zur geistigen Freude. Während das Buch Hiob insgesamt existenziell gewichtige Themen auf eine facettenreiche und komplexe Art hin- und herwälzt, und nicht zuletzt deshalb seit Generationen eine unerschöpflliche Inspirationsquelle bildet, gelingt es der zitierten Stelle im besonderen, ein detailreiches, starkes Bild von etwas zu entwerfen. Man könnte es beinahe als Gebrauchsanweisung für bildende Kunst lesen und sogleich gestaltend die Umsetzung des beschriebenen Etwas im Medium der Wahl wagen. Am Ende käme dannach wohl vor allem eines zu Tage, dämonische Bruchstücke aus dem individuellen Unterbewussten des Künstlers aka Lesers alias des Menschen für sich.

Wie meine kindlindlichen Bibelbilder sich anfühlten, vermag ich im Detail zwar nicht mehr zu sagen, aber sie waren ganz sicher anders – ehrfurchtgebietender, glaubhafter, kraftvoller; öder, uncooler und fader; faszinierder, wahrheitsfähig, und begehrlicher -, aber ein hatten sie gemeinsam, sie lasen in einer anderen Zeit, einer anderen Welt mit einem anderen Bewusstsein den gleichen Text.

Nunmehr ist wieder alles anders, frage ich mich wieder andere Fragen: Was lauert im Abgrund zwischen den Zeilen, im Schweigen zwischen den Worten, ihren Silben, im Weiß zwischen den Buchstaben, zuletzt in all dem Nichts um das Etwas herum? Pragmatischer und wieder positiv gewendet, was also kommt zur Darstellung, besser zum Ausdruck?

Hier schließt sich der Kreis des Textes, denn nicht alleine der Text, sein Inhalt, seine sog. Inten(s/t)ion bestimmen des Ereignis unseres Lesens; auch nicht alleine die Person des Lesers, seine Erfahrungen, Gewohnheiten, Prägungen. Analytisch schlicht erschaffen beide Quellen von Bedeutung diese zusammen, im Wechselspiel mit ungleichen sich verschiebenden Anteilen und Aspekten; oder mit ein Prise Poesie, Subjekt und Objekt schwingen miteinander, musizieren im Duett, durchsetzt von Zufällen und durchwaltet von Willen. Was am Ende hinten rauskommt, bleibt offen, ist notwendig singulär, wie sovieles Entscheidendes im Leben. Gerechterweise erlebt also jeder Leser, geschieht in jeder Situation für sich, je nach Alterstufe, Vorliebe, Geschichte und vor allem nach kognitiv-mentaler, metaphysischer Tagesform, was beim Lesen seines Textes, wie beispielsweise eine Bibelstelle, eben so alles Wunderliches geschieht.

Zur Auswahl für die Grob-Interpretation des folgenden Exempels an Textsingularität stehen die unterschiedlichste Intentionen und Motive – mein finaler Gedankensturm brandet unwiderstehlich auf, abstrahiert zunehmend:

ein psychedelisch-fürchterlicher Löwenhybrid, Behemoth oder Leviathan, die Wildheit und das Ungezähmte, böse Natur, Offenbarung, Gottes allmächtiges Wesen, geheimes Wissen der Menschheit, der Alten, ewige Wahrheit, Kreativität und Rhetorik von Gläubigen und Heuchlern, Stille-Post-Effekt über die Grenzen von Jahrtausenden, Sprachen und Kulturkreisen, oder die heilige Lust des Menschen, sich narzissitisch an seiner eigenen Fantasie zu berauschen – und so weiter und sofort bis ans Ende allen Bewusstseins, aller Raumzeit, allen Textes…

In biblischer Umnachtung und übersatt an altbackenem Text, Euer Satorius


 

Ich will nicht schweigen von seinen Gliedern, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist. Wer kann ihm den Panzer ausziehen, und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen? Wer kann die Tore seines Rachens auftun? Um seine Zähne herum herrscht Schrecken. Stolz stehen sie wie Reihen von Schilden, geschlossen und eng aneinandergefügt. Einer reiht sich an den andern, daß nicht ein Lufthauch hindurchgeht. Es haftet einer am andern, sie schließen sich zusammen und lassen sich nicht trennen. Sein Niesen läßt Licht aufleuchten; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte. Aus seinem Rachen fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus. Aus seinen Nüstern fährt Rauch wie von einem siedenden Kessel und Binsenfeuer. Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Rachen schlagen Flammen. Auf seinem Nacken wohnt die Stärke, und vor ihm her tanzt die Angst. Die Wampen seines Fleisches haften an ihm, fest angegossen, ohne sich zu bewegen. Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie der untere Mühlstein. Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken, und vor Schrecken wissen sie nicht aus noch ein. Trifft man ihn mit dem Schwert, so richtet es nichts aus, auch nicht Spieß, Geschoß und Speer. Er achtet Eisen wie Stroh und Erz wie faules Holz. Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind ihm wie Spreu. Die Keule achtet er wie einen Strohhalm; er spottet der sausenden Lanze. Unter seinem Bauch sind scharfe Spitzen; er fährt wie ein Dreschschlitten über den Schlamm. Er macht, daß die Tiefe brodelt wie ein Topf, und rührt das Meer um, wie man Salbe mischt. Er läßt hinter sich eine leuchtende Bahn; man denkt, die Flut sei Silberhaar. Auf Erden ist nicht seinesgleichen; er ist ein Geschöpf ohne Furcht. Er sieht allem ins Auge, was hoch ist; er ist König über alle stolzen Tiere.

 

Moses/Salomo, Martin Luther (Hrsg.) et al. (Autorenschaft kontrovers), Das Buch Hiob. In: Die Bibel – Das Alte Testament, 41,4 – 41,26 (5. – 3. Jahrhundert v. Chr.)

Meistergalerie #HB

Hieronymus Bosch (1450 – 1516)

Meister des Grotesken


Zufallsimpression


Gesamtverzeichnis


Zeitspur


Hieronymus Bosch (1450 – 1516), Die Versuchung des Heiligen Antonius (um 1505 – 1510; Lissabon: Museu Nacional de Arte Antiga)


Hieronymus Bosch (1450 - 1516), Der Garten der Lüste (um 1500; Madrid: Museo del Prado)

Hieronymus Bosch (1450 – 1516), Der Garten der Lüste (um 1500; Madrid: Museo del Prado)


Hieronymus Bosch (1450 – 1516), Weltgerichtstriptychon (1485-1505; Wien: Akademie der bildenden Künste)


Hieronymus Bosch (1450-1516), Tondals Vision

Hieronymus Bosch (1450 – 1516), Tondals Vision

Tribut und Hommage: „Akte X – die unheimlichen Fälle des FBI“!

Der Lauf der Zeit hält uns in einer Zelle gefangen, die nicht aus Ziegelstein und Mörtel gebaut ist, sondern aus zerstörten Hoffnungen und nicht abgewendeten Tragödien. Wie kostbar ist dann die Chance zurückzugehen, auch wenn man feststellt, dass man sich nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit sich selbst auseinandersetzen muss. Auch ohne die Zwänge der Zeit ist man nicht aus dem Gefängnis seines eigenen Wesens befreit, einem Gefängnis aus dem es kein Entkommen gibt.

Martin Wells (Joe Morton), in: Rückwärts – Akte X (Staffel 8, Episode 6, 41:36 – 42:00)


Kineastische Poesie in einer Science-fiction-Mysterythriller-Krimi-Serie, wer hättet das für möglich gehalten. Nun, Akte X überrascht selbst hargesottene Fans wie mich in der 8 Staffel – so sehr, dass ich keine Mühe gescheut habe, 24 Sekunden Monolog, genauer noch Epilog für Euch zu transkribieren. Könnte ich und wollte ich wirklich, gäbe es noch massenhaft geniale Dialoge, die hier ein angemessenes Refugium hätten.

Beim zweiten Schauen der neun Staffeln starken Serie im Erwachsenenalter – also jetzt, oder eher: seit einigen Jahren, denn 202 Folgen á 40-Minuten+ ziehen sich gewaltig – realisiere ich erst in tiefer Demut und Ehrfurcht, wie klug, gelehrt, witzig, tiefsinning, vielseitig, kritisch und zum Teil sogar philosophisch amerikanische Fersehunterhaltung sein kann. Deshalb von mir ein digital-leises, wahrscheinlich ungehörtes, aber nichtdestotrotz dickes Dankschön für dieses Meisterwerk der Filmkunst an David Duchovny, Gillian Anderson, Chris Carter, uvm.,usw., etc.!

Da bald, nach über 10 Jahren offiziellem Ende, eine Neuauflage als Miniserie mit alter Besetzung geplant ist, bin ich hin- und hergerissen, ambivalent durch und durch: Was wird es werden, peinlicher Veriss oder würdige Fortsetzung?

Ein vorfreudiger Ambivalenz, Euer Satorius