Anarchistisches TFF-Potpourri

Mit einer großangelegten multimedialen Terrorperformance hat er zugeschlagen, heftig und unerbittlich, landesweit und vieltausendfach. Als die redlichen Bewohner von Quanzland heute morgen erwachten, erwartete sie so einiges an Subversion und dieser Zustand setzte sich bis in den späten Mittag hinein fort:

Nahezu jedes E-Mailkonto quoll über von anarchistischem TFF, an allen öffentlichen Orten fluteten entsprechende Flugblätter das Bewusstsein der Bürger, Werbeflächen waren über Nacht idealistisch zweckentfremdet, Busse und sogar einige Polizeiwagen überfallartig anarcho-geairbrusht worden. Die Krörung der Aktion und der Kollaps kam persönlich per Tagespost. Ein Einschreiben pro Bewohner brachte nicht nur die Zustelldienste, sondern alle größeren Institutionen, Unternehmen und Einrichutngen mit Poststelle und definierten Tageszielen gehörig ins Wanken. Einzig ausgenommen von diesem postalischen Wahnwitz waren Krankenhäuser und  – verstehe, wer will – biologisch arbeitenden Bauernhöfe mitsamt ihrem Personal.

Inhalt dieser abertausend text-terroristischen Nadelstiche waren Leaks diverser kompromittierender Informationen über Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, insbesondere waren die Mitglieder des Wächterrates betroffen sowie einflussreiche Intellektuelle und populäre Stars. Da diese Enthüllungen und Skandale jedoch jenseits der Grenzen von Quanzland beinahe bedeutungslos sein dürften, habe ich einige der interessanteren Text-Fast-Foods abgetippt. Dieser Tradition war der unbekannte, angebliche Einzeltäter natürlich nicht untreu geworden. So war jedem Textattentat ein kurzes, zumeist anarchistisch angehauchtes Zitat beigefügt.

Wie die Obrigkeit nun noch die Theorie von der Einzeltäterschaft aufrecht erhalten will, bleibt noch abzuwarten. In den um Deeskalation bemühten Pressemitteilungen war noch keine Rede von ernsthaften Inhalten oder gar echten Konsequenzen, diese wurden hektisch vertröstet und auf die nahe Zukunft verdrängt.

In freudiger Erwartung der medialen Nachbeben und vor allem poltitischer Nachwehen, Euer Satorius


 

Wacht auf, denn eure Träume sind schlecht!

Bleibt wach, weil das Entsetzliche näher kommt.

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!

Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für euch erwerben zu müssen!

Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit der Leere eurer Herzen gerechnet wird!

Tut das Unnütze, singt Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet!

Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!

Günther Eich


Das Verläßlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher; dann Braten mit Sauerkraut.

 

Es ist nichts so absurd, daß Gläubige es nicht glaubten. Oder Beamte täten.

 

Nur die Phantasielosen
flüchten in die Realität;
und zerschellen dann, wie
billich, dran.

Arno Schmidt


Um heute Künstler zu sein, muß man auch Philosoph sein, nicht in dem Sinne, daß man Platon oder Aristoteles gelesen haben muß, sondern insofern, als man sich die Frage nach dem Einsatz zu stellen hat: Was macht man da eigentlich?

Jean-François Lyotard


Aufgabe von Kunst ist es heute, Chaos in die Ordnung zu treiben.

 Theodor W. Adorno


Dadaismus ist eine Strategie, wie der Künstler dem Bürger etwas von seiner inneren Unruhe, die ihn nie in Gewohnheit einschlafen läßt, mitteilen, wie er den Erstarrten durch äußere Beunruhigung zu neuem Leben aufrütteln will, um ihm den Mangel an innerer Not und Bewegung zu ersetzen.

Udo Rukser


Ich sehe meine Lebensaufgabe im wesentlichen darin, eine Art Reizmittel zu sein – nicht etwas wirklich Destruktives, sondern einer der beunruhigt, der desorientiert. Einer, der den Alltagstrott gerade insoweit unterbricht, daß das Opfer auf den Gedanken kommt, es könnte vielleicht mehr geben, als die bloße Langeweile des Daseins.

Elvis Costello


Zugleich hoffe ich auf die Bereitstellung eines universalen Sozialhaushaltes, so daß jeder Mensch über die Mittel verfügt, die er benötigt, um so zu leben, wie er möchte. In diesem Verlangen nach Utopia bin ich Anarchist. Die einzige Herrschaft, der ich traue, ist meine eigene Selbstbeherrschung.

John Cage


Revolution ist die Bewegung zwischen zwei Zuständlichkeiten. Hierbei stelle man sich nicht das Bild einer sich langsam drehenden Rolle vor, sondern eines ausbrechenden Vulkans… Alle Revolution ist aktiv, singulär, plötzlich und ihre Ursachen entwurzelnd. Revolution entsteht, wenn ein Zustand unhaltbar geworden ist: mag dieser Zustand in den politischen oder sozialen Verhältnissen eines Landes, in einer geistigen oder religiösen Kultur oder in den Eigenschaften eines Individuums stabilisiert sein. Die treibenden Kräfte der Revolution sind Überdruß und Sehnsucht, ihr Ausdruck ist Zerstörung und Aufrichtung. Zerstörung und Aufrichtung sind in der Revolution identisch. Alle zerstörende Lust ist eine schöpferische Lust (Bakunin). Einige Formen der Revolution: Tyrannenmord, Absetzung einer Herrschergewalt, Etablierung einer Religion, Zerbrechen alter Tafeln (in Konvention und Kunst), Schaffen eines Kunstwerks; der Geschlechtsakt. Einige Synonyma für Revolution: Gott, Leben, Brunst, Rausch, Chaos.

Laßt uns chaotisch sein!

Erich Mühsam

Schreibe einen Kommentar