Biedermeiernde Kulinarik

Einfach mal gepflegt auf den Balkon legen, sich den Wind um die Schläfen säuseln und die Sonne auf die Stirn scheinen lassen, kultiviert ein paar unbedeutende, aber nützliche Worte in die Tastatur hacken; einfach nur dasein, anstatt Waren zu produzieren und Dienstleistungen anzubieten, anstatt Überzeugungen zu demonstrieren und gegen das Böse zu rebellieren, anstatt sich zu optimieren oder wie immer zu konsumieren. Also in einem absonderlichen Wort, einem Partizip I zumal: Hart ab(-neo-)biedermeiernd, finde ich an diesem Wochenende sogar zur Kulinarik zurück, wenn auch nicht mit meinem früheren Elan und dem gleichen Maß an Begeisterung, Produktionslust und Kreativität wie zuvor; insbesondere, da das angekündigte Rezept heute nicht eben originell noch allzu eigenwillig ausfällt: Guacamole aka Avocado-Mousse.

Nachdem meine über Jahre hinweg weiterentwickelte Variation des eigentliche einfachen Küchen-Klassikers derweil bereits häufiger zu Rezeptnachfragen geführt hat, bin ich jetzt endlich bereit dazu und werde das Gericht nun endgültig entzaubern. Ergo und also wird heute mal wieder eine kulinarische Einmaligkeit entsingularisiert, mit dem Ziel, sie so objektiv wie nötig und frei wie möglich auf digitales Papier zu bannen. Per se wird die Persea dabei gematscht, aber für mich gehört noch ein klein wenig mehr an Raffinesse zu einer gelungenen Guacamole, auf die Feinheiten der Zubereitung und die Feinheit der Zutaten kommt es eben an.

Genussvolle Grüße, Euer Satorius


Persea-Matsch

– Metadaten des Gerichts –

Kochniveau: 2/10  Dauer: ~ 30 Minuten  Art: Beilage/Vorspeise Kosten: mittel

Rezept zum Ausdrucken: Persea-Matsch (PDF)

Zutatenliste

  • 4 kleine, 2 mittelgroße oder 1 große Avocado (Ohne Kerne und Schale ca. 300g, wobei ich wiederholt 4 kleine Früchte als aromatischer und damit leckerer empfunden habe)
  • 1 (rote) Zwiebel
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 1 milde Chili (Entkernt und gewaschen; wer es jedoch scharf mag, nimmt entweder eine heftigere Chili-Sorte oder lässt einfach die Kerne drinnen)
  • 4 – 2 Dattel- oder Cocktailtomaten (ca. 50g)
  • 50g getrocknete Tomaten
  • 1 TL Salz (Bevorzugt Rauchsalz oder alternativ Fleur de Sel)
  • 2 TL schwarzer Pfeffer
  • ½ TL (scharfes, geräuchertes) Paprikapulver
  • ½ TL Kumin/Kreuzkümmel
  • 1 EL (frischer) Limettensaft
  • 1 EL Olivenöl
  • 2 EL Joghurt
  • 2 Prisen Rohrzucker

Praxis-Anleitung

  1. Zuerst müssen die reifen Avocados geschält und entkernt werden. Ob die Früchte vor- oder nachgereift wurden, spielt kaum eine Rolle, solange sie handweich sind. Es hat sich dafür bewährt, die Avocado der Länge nach vom Struck ausgehend kreisförmig einzuschneiden. Daraufhin sollte man die beide Hälften problemlos gegeneinander drehen und so die Hülle öffnen können. Nun noch den Kern entfernen, aber nicht wegwerfen und für später zur Seite legen. Zuletzt das Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale herausschaben, um es in eine Schüssel zu geben. (Das Fleisch der Avocado sollte saftig grün bis gelblich sein, weshalb ggf. vorhandene dunklere oder sogar holzig Stelle besser gleich entfernt werden.)
  2. Die geschälte und fein gehackte Zwiebel zusammen mit den ebenfalls fein gehackten, getrockneten Tomaten und der (entkernten) Chili sacht auf niedriger Flamme mit dem Olivenöl in einer Pfanne andünsten, ohne sie zu stark zu braten oder gar zu rösten. Dabei mit dem Rohrzucker überstreuen und dadurch leicht karamellisieren. Danach den Inhalt der Pfanne zum Avocadofleisch in die Schüssel geben.
  3. Tomaten und Knoblauchzehen ungeschält in die Pfanne geben und von allen Seiten ausgiebig rösten. Anschließend bei beiden die Schale entfernen, den Knoblauch pressen und beides zur Avocadomasse hinzugeben.
  4. Die restlichen Gewürze und Zutaten mit in die Schüssel dosieren, wobei Pfeffer und Kreuzkümmel bestenfalls frisch gemörsert sowie der Limettensaft frisch gepresst wird. Nun mit einer Gabel die Avocado zerdrücken und dadurch solange mit den anderen Zutaten vermengen bis eine homogene, cremige Konsistenz entstanden ist.  
  5. Die fertige Guacamole luftdicht verschließen, kurz kühl ruhen lassen und bald servieren. Denn leider wird die Avocadomousse spätestens an der Luft sehr schnell unansehnlich, färbt sich dabei dunkelgrün bis braun ein, obwohl sie auch weiterhin bedenkenlos genießbar ist – gekühlt sogar mehrere Tage. Dieser Prozess kann erstaunlicherweise verlangsamt werden, indem man die zuvor entfernten, zumal dekorativen Avocadokerne am Ende wieder hinzufügt.

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