Ein Heiternis gegen die öffentliche Moral

Heute biete ich zur Abwechslung einen Text anderer Qualität; mal wieder in einer anderen Rubrik erscheinend. Der Ausschnitt stammt aus meinem persönlichen Lieblingsbuch – ja, ich getraue mich diesen Superlativ zu gebrauchen. Denn diese Trilogie mit dem klangvollen Obertitel Illuminatus! hat meinen Lebensweg entscheidend geprägt. Nur soviel sei gesagt an dieser Stelle, zu dieser Zeit.

Gespenstisch und sympathisch zugleich, wie häufig der Terrorist auch mit diesem neuerlichen Text-Fast-Food wieder meinen Geschmack getroffen hat. Es war ruhig geworden in der Anschlagsserie gegen die „Stabilität der öffentlichen Moral“ (Wächterrat von Quanzland – Zensor Silvan Teebau, Monatliches Schwarzbuch subversiver Tendenzen – Januar 2015: S. 1;S. 3; S. 6; Passim und ff.); doch jetzt fand ich auf meinen Wegen wieder einmal ein neues Exemplar – dieses mal aus der Gruppe der ausgewiesen kurzweiligen Heiternisse.

Der hochverehrte Autor hatte bereits einen Auftritt mit einer anderen Trilogie, weswegen ich Euch und mir erneute Huldigungen und Lobpreisung erspare. Dieses Meisterwerk – soviel sei mir erlaubt – entstammt einer Kooperation von Robert Anton Wilson und Robert Shea. Seine drei Bände warten mit den Untertiteln Das Auge in der Pyramide, Der goldene Apfel und Leviathan auf. Sehr skurrile Episoden mit noch skurrileren Charakteren parodieren die Weltgeschichte und spinnen nebenbei wilde Fiktionen, die ihrerseits untergründig miteinander verschränkt sind. Ein wenig Liebe zu einer teilweise manierierten Diktion, ziemlich derbem Humor und satirisch-schonungsloser Offenheit vorausgesetzt, steht dem heiteren Leseereignis nichts im Wege. Nun aber genug angedeutet und kurz an-rezensiert, hier der kürzlich gefundene Texthappen.

Gute Nacht und liebe Grüße, Euer Satorius


Er liebte es, stundenlang damit zuzubringen, über das wilde, mit Kakteen bestandene Ödland zu starren, obgleich er nicht wusste, warum. Hätte man ihm erzählt, dass er der Menschheit symbolisch den Rücken zukehrte, würde er es nicht verstehen, noch würde er sich beleidigt fühlen; die Bemerkung wäre für ihn vollkommen irrelevant. Hätte man hinzugefügt, er sei selbst eine Kreatur der Wüste, wie etwa das Gilamonster oder die Klapperschlange, würde es ihn höchstens langweilen, und er würde einen als Narren bezeichnen. Für Carmel waren die meisten Menschen auf der Welt Narren, die ständig bedeutungslose Fragen stellten und sich bei Nebensächlichkeiten aufhielten; nur ein paar wenige, und er war einer von ihnen, hatten entdeckt, was wirklich wichtig war – Geld – und dem jagte er unbeirrt und skrupellos nach. 

Robert Anton Wilson (1932 – 2007) & Robert Shea (1933 – 1994), Illuminatus! – Das Auge in der Pyramide (Band 1): S. 23 (Der erste Trip, oder Kether; 1977)

Schreibe einen Kommentar