Ein wenig Zeit für ein Wenig Zeit

Die liebe Zeit beschäftigt uns alle: Kirchenväter, Terroristen und brave Bürger wie mich. Da ich aber derzeit zu wenig davon habe, überlasse ich das Texten anderen. Ich schreibe gleichwohl an anderen Stellen, worunter der Blog etwas leidet  – eventuell ist es andersherum und es tut ihm gut.

Auch wenn unserer subversiver Textattentäter weiterhin umtriebig ist und viel Text-Fast-Food überall in Quanzland lanciert, werde ich zunehmend zum Nadelöhr des Informationsflusses. Wollte ich alles kommunizieren was der fleißige Fiesling so verbreitet, wäre das zum allseitigen Schaden – also lass ich es direkt.

Ich verpasse also bewusst viele seiner Aktionen und wähle unter den wenigen nur die schönsten Exemplare für Euch aus. So ließ mich gestern ein heiliges Dreifach-Zitat, welches damit den anfänglichen Antiklimax vervollständigt, aufmerken. Als Text seinerzeit absolute Avantgarde und von zeitloser Brillanz, da verzeiht man gerne den religiösen Tand; zumal er bisweilen durchaus poetische Qualität besitzt:


 

Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich es; wenn ich es jemandem auf seine Frage hin erklären will, weiß ich es nicht. Dennoch behaupte ich, dies mit Sicherheit zu wissen: Ginge nichts vorüber, gäbe es keine vergangene Zeit; käme nichts auf uns zu, gäbe es keine zukünftige Zeit; wäre überhaupt nichts, gäbe es keine gegenwärtige Zeit.

 

[…]

 

Es gibt drei Zeiten, die Gegenwart von Vergangenem, die Gegenwart von Gegenwärtigem und die Gegenwart von Zukünftigem.

 

[…]

 

Jetzt aber vergehen meine Jahre unter Stöhnen, doch du, Herr, bist mein Trost und mein ewiger Vater. Ich hingegen, ich bin zersplittert in die Zeiten, deren Zusammenhang ich nicht kenne. Meine Gedanken, die innersten Eingeweide meiner Seele, werden zerfetzt von den Mannigfaltigkeiten – bis ich in dir zusammenfließe, gereinigt  und flüssig geworden in deiner Liebe.

 

Aurelius Augustinus (354 – 430), Confessiones/Bekenntnisse – Elftes Buch (Kapitel 14, 20, 29; 397 – 401)

 

Schreibe einen Kommentar