So also fühlt sich ein ganzes, langes Quartal in der rauen Wirklichkeit (oder für philsophisch ambitionierte Monisten: Realität) an. Nun reicht es aber damit, genug der Fakten und verkappten Fiktionen; also bin ich heimgekehrt, hier nach Quanzland. Abermals kehre ich solcherart zurück in die technologische Freiheit, flüchte aus Dystopia und begrüße Utopia.
Viel ist unterdessen passiert dort draußen, in der Mitwelt von Quanzland, direkt vor der Haustür, in der nahen und fernen Nachbarschaft sowie in der großen weiten Welt: England scheidet sich, die Türkei und Amerika radikalisieren sich je für sich, Frankreich erfindet sich mal eben neu und die werte EU hofft mitsamt ihrer wachen Bürger auf eine gemeinsame Zukunft. Von Flucht, von Krieg und vom Terrorismus und all deren Folgen für Freiheit und Sicherheit, Leib und Leben zu sprechen, wäre bei meinem Temperament und dem daraus resultierenden Denkstil nur noch zynisch möglich. Denn für einen angemessenen Umgang, also aus sachlicher Distanz differenziert oder mit empathischer Nähe umsorgt, ist hier nicht der Ort; und ist jetzt nicht die Zeit. Deshalb werde ich schlichtweg schweigen. Wo immer wieder Menschen sterben, sollten Worte bisweilen ruhen. Genug also mit Komödie in diesen Belagen, wo selbst Tragödie verblasst und bloßes Wort bleibt. Ebenso hält es übrigens – nur noch soviel – der in Quanzland berühmt und auch ein wenig berüchtigt gewordene, zugleich global total ignorierte Gedankenterrorist: Er schweigt seit Wochen, scheut die Aktion im Zeichen seines sanften, beinahe humanen Terrorismus. Der gemeinsame Begriff, die verbindende Kategorie ist derart blutverschmiert, angstdurchtränkt und hassverfemt, dass Gleichklang unmöglich wird.
So sitze ich nun da, hölzern und starr, hocke am Rande dieses digitalen Raumes und blicke hinaus in eine lebensfeindliche Kraterlandschaft. Mein vielstimmiges, multimediales Sprachrohr säuselt so leise wie es staubbedeckt ist und nur zaghaft getraue ich mich, meine Stimme erneut zu erheben. Es herrschen schwere Zeiten für Spötter wie mich, allemal dort draußen in Dystopia aber auch hier drinnen in Utopia. Die Fenster und Türen zur Welt bleiben bisweilen offen, werden durch mich sogar denkbar weit aufgehalten, denn sonst würde Quanzland zur Einzelhaft in einem Gefängnis names virtueller Eskapismus.
Mit demütig-deprimierter Dissonanz, Euer Satorius
Maurits Cornelis Escher (1898 – 1972), Other World (1947; Lithografie)