Hin und Her – wo ist denn bitte, hier verdammt nochmal die goldene Mitte?!

Du weißt nicht mehr, wie Blumen duften,

Kennst nur die Arbeit und das Schuften –

… so gehen sie hin, die schönsten Jahre,

am Ende liegst du auf der Bahre

und hinter dir, da grinst der Tod:

Kaputtgerackert – Vollidiot!

 

Joachim Ringelnatz (1883 – 1934), ihm zugeschrieben, gleichwohl sind Autorenschaft und Titel unklar.

Im nächsten Leben, soviel ist dir nun klar,

scheißt du auf Blaumann, Anzug und Talar!

… sagst „Ja!“ zur Muße, frönst voll dem Müßiggang,

bist für Ehre, Macht und Geld kein guter Fang;

aber dann – beim nächsten Urnengang – fragt dich der Schnitter:

War das nun reines Glück, das Paradies gar, oder doch nur schal und bitter?

 

Daniel Heinz Quanz (1983 – ), Geht schon – oder wie oder was? (2015) 

Über die Toleranz und Energieprobleme

Es gibt einige von ihnen: Kraftquellen der menschlichen Existenz. Religiosität oder allgemeiner das Bedürfnis nach Metaphysik besitzen definitiv einen solchen Stellenwert. So allgegenwärtig, umfassend im Raum und unablässig in der Zeit, dass ich wenigstens eine kulturelle Affinität, höchstens eine anthropologische Konstante wittere.

Speisen sich Werte und Tugenden aus einer solchen Kraftquelle, gedeihen sie prächtig. Versiegen wichtige Quellen oder kommt deren Zufluss ins Stocken, dann haben es die Werte schwerer als zuvor, deren Blüte und Wachstum sowieso, aber auch der bloße Bestand. Die Metapher ist ebenso unerschöpflich wie intellektuell unanständig und definitiv überstrapaziert. 

Theismus oder Deismus, Atheismus oder Agnostizismus und ihr Verhältnis zur demokratischen Generaltugend Toleranz stehen zur Debatte. Tagesaktuell wird die Frage nach deren Bedingungen und Grenzen dringlich, besonders im Angesicht von Zuwanderung und Flucht, Ideologisierung und Radikalisierung sowie dem gefühlten Verlust von Solidarität und Vertrauen werden Fragen rund um die Toleranz für immer mehr Menschen ein konkretes Thema. Historisch spielt für Genese und Differenzierung des betrachteten Begriffs vor allem die Epoche der Aufklärung und deren produktiven Geister eine eminente Rolle. Ihr Beitrag zum ideengeschichtlichen Fundament unserer heutigen politischen Realität, jedenfalls in Europa und an wenigen weiteren Oasen der Freiheit auf diesem, kann nicht unterschätzt werden. Ein Allgemeinplatz, zugegeben, aber Kant, Hegel, Voltaire und Co. genießen nicht zu Unrecht Weltruhm. Zudem erquickt Philosophiegeschichte nicht jeden so sehr wie mich – also schnell weiter mit den argumentativen Siebenmeilenstiefeln. 

Quanzland im Übrigen gehört nicht zu den politisch privilegierten (Post-)Demokratien, noch nicht, denn es herrscht verhaltene Unruhe. Kognitive Dissonanzen machen die Runde, sorgen für allerlei Kontroverse und beleben die Kommunikation. Wenn der Gedankenterrorist weiter so konsequent und wortbewaffnet in idealistisch-kritischen Töpfen rührt, erwärmt sich die bereits zaghafte, öffentliche Diskussion über das allpräsente Text-Fast-Food noch weiter. Ob sie jedoch jemals zum Kochen gebracht werden kann, bleibt bis auf Weiteres der konservativ-trägen Stimmung der kaltblütigen Quanzländer ausgeliefert. Nicht umsonst herrschen hier alle alten System auf einmal ohne etwas Neues hervorzubringen und das seit sehr langer Zeit, womit ein politikwissenschaftliches Mysterium ersten Rangs gleich einem Dorn ins Auge dieser Disziplin sticht.

Aber sogar hier scheint dieser stürmischen Tage kein Wert mehr selbstverständlich, erst recht nicht die höchst unbequeme und bisweilen kostspielige Toleranz. Aus dieser Notdurft kann eine Rückbesinnung auf das zeitlos Allgemeine der guten alten Aufklärung nicht schaden. Viel kritisiert, historisch ausgehöhlt und nur wechselhaft verwirklicht blieb diese Tradition alle Widerständen zum Trotz untergründig vital. Dabei wirkt der angedrohte Blick fast zweieinhalb Jahrhunderte zurück in die Zeit Voltaires, wie ein Beleg für die zeitlose Aktualität der Toleranz-Problematik und zugleich als Apell, wirklich tolerant zu leben, nicht bloß zu denken – Heute, Gestern und Morgen.

Die bedeutsam angedeuteten Fragen bleiben allerdings metaphorisch und bewusst offen: Welcher Kraftquellen bedarf Toleranz notwendig? Welche Quellen stehen dem üblichen Europäer, dem durchschnittlichen Quanzländer, dem spekulativen Weltbürger überhaupt zur Verfügung? Welche dieser Ströme lassen sich mit welchen Turbulenzen oder überhaupt vereinigen? Was tun gegen Dürre und Überschwemmung?

Voltaire, als einen zufällig ausgewürfelten Vertreter der Aufklärung zu lesen und aktiv zu befragen löst diese großen Fragezeichen nicht, ist aber keineswegs, zu keiner Zeit schädlich, im Gegenteil sogar in jedem Fall empfehlenswert. Der gute Mann ist anschlussfähig an fast jedes große Thema unserer komplexen Gegenwart: Voltaire und Grexit, Voltaire und IS/Charlie Hebdo, Voltaire und Pegida, Voltaire und Vertrauen gegenüber Verbündeten, etc. pp.

Hier gilt der Grundsatz jeder praktischen Philosophie und Lebenskunst, in all seiner Marxschen Ernüchterung, dass nämlich Theorie und ihre Antworten, wenn überhaupt gegeben, vor allem einen Arbeitsaufträge für die eigene Existenz beinhalten. Arbeit statt Denken macht die Ethik, laute demgemäß die Devise. Voltaire lesen ist schon mal nicht schlecht, Toleranz im Alltag üben aber letztlich viel besser, dementsprechend auch unendlich viel anspruchsvoller. Wenn man doch nur unerschöpfliche Kraftquellen hätte, aber immer und überall gibt es dieses lästigen Energieprobleme!

In froher Erwartung meiner nächsten beiden Kraftquellen: Genuss und Nahrung; Euer Satorius


Und dies geschah in unseren Tagen; geschah zu einer Zeit, wo die Philosophie solche Fortschritte gemacht; zu einer Zeit, wo hundert Akademien schreiben, um sanfte Sitten einzuflößen! Es scheint, als ob der Fanatismus, aufgebracht über die kleinen Fortschritte der Vernunft, sich mit desto größerer Wut gegen sie auflehnte.

 

Kapitel I

 

Das Recht der Intoleranz ist also ebenso unvernünftig als barbarisch. Es ist das Recht der Tiger; ja noch schrecklicher als dies. Die Tiger zerreißen nur, um ihren Hunger zu stillen; wir vertilgen einander um Paragraphen.

 

Kapitel VI

 

„Dieser kleine Erdball, der nicht mehr als ein kleiner Punkt ist, dreht sich im Raume so gut als andere Weltkugeln. wir verlieren uns in dieser Unermesslichkeit. Der etwa fünf Schuh hohe Mensch ist gewiss eine Kleinigkeit in der Schöpfung. Eines dieser kleinen unmerklichen Wesen redete einmal einige seiner Nachbarn in Arabien oder auf der Küste der Kaffern [Alle Fremden, der Andere an sich; D.Q.] folgendergestalt an: ‚Hört mir zu, denn der Schöpfer aller dieser Welten hat mich erleuchtet. Es gibt Neunhundertmillionen kleiner Ameisen wie wir auf der Erde; aber Gott liebt nur meinen Ameisenhaufen; alle anderen sind ihm von Ewigkeit her ein Greuel. Mein Ameisenhaufen alleine wird glücklich und alle übrigen werden ewig unglücklich sein.“

Hier wird man mich sogleich unterbrechen und fragen, wer der Narr gewesen ist, der so unvernünftig Zeug geredet hat. Und ich werde mich genötigt sehen, ihnen zu antworten: „Ihr selbst.“

 

Kapitel XXII

 Gebet

Nicht mehr zu den Menschen, zu Dir wende ich mich, Gott aller Wesen und aller Zeiten! Wenn es schwachen Geschöpfen, die sich im Unermesslichen verlieren und von dem übrigen Teile des Weltalls nicht einmal bemerkt werden, erlaubt ist, Dich um etwas zu bitten, Dich, der Du alles gegeben hast, Dich, dessen Gesetze unwandelbar sind und ewig: siehe mitleidsvoll herab auf die Irrtümer unsrer Natur! Laß diese Irrtümer nicht unser Elend werden! Du gabst uns nicht ein Herz, daß wir einander hassen, nicht Hände, daß wir einander erwürgen sollten. Gib, daß wir einander helfen, die Last des kurzen, flüchtigen Lebens zu tragen; daß kleine Verschiedenheiten unter den Bedeckungen unsrer schwachen Körper, unter unsern unvollständigen Sprachen, unter unsern lächerlichen Gebräuchen, unsern mangelhaften Gesetzen, unsern törichten Meinungen, unter allen in unsern Augen so getrennten und vor Dir so gleichen Ständen, daß alle diese kleinen Abweichungen der Atome, die sich Menschen nennen, nicht Losungszeichen des Hasses und der Verfolgung werden! Gib, daß diejenigen, die am hellen Mittage Wachslichter anzünden, um Dich zu ehren, diejenigen ertragen, die mit dem Licht Deiner Sonne zufrieden sind; daß diejenigen, die ihr Kleid mit einer weißen Leinwand bedecken, um zu sagen, daß man Dich lieben muß, diejenigen nicht verabscheuen, die eben dasselbe unter einem Mantel von schwarzer Wolle sagen; daß es einerlei sei, ob man in einer nach einer alten Sprache gebildeten oder in einer neuern Reihe von Worten zu Dir betet! Gib, dass die, deren Kleid rot oder violett gefärbt ist und die über ein kleines Teilchen eines kleinen Haufens dieses Staubkorns herrschen, und die einige abgerundete Stückchen von einem gewissen Metall besitzen, ohne Stolz dessen, was sie Größe und Reichtum nennen, genießen und daß die andern sie nicht beneiden! Denn Du weißt, daß es unter den Eitelkeiten dieses Lebens nichts gibt, was verdiente, einander darum zu beneiden und stolz darauf zu sein.

Möchten doch alle Menschen sich erinnern, daß sie Brüder sind! Möchten sie doch alle Tyrannei über die Seele ebenso wie den Straßenraub verabscheuen, der ihnen die Früchte ihrer Arbeit und ihres ruhigen Fleißes nimmt! Wenn die Plagen des Krieges unvermeidlich sind, so laß uns doch im Schoße des Friedens einander nicht hassen und zerreißen! Laß uns den Augenblick unsers Daseins anwenden auf gleiche Weise, in tausend andern, verschiednen Sprachen, von Siam bis Kalifornien Deine Güte zu preisen, die uns diesen Augenblick gegeben hat!

Kapitel XXIII

François Marie Arouet de Voltaire (1694 – 1778), Über die Toleranz: veranlaßt durch die Hinrichtung des Johann Calas, im Jahre 1762 (Direktlink zur Digitalisierung): Passim (1763)

Europa auf dem Teller

Rindersteak mit provenzalischem Schmorgemüse

Metadaten des Gerichts 

Kochniveau: 7/10  Dauer: ca. 35 Minuten  Art: Hauptgang  Kosten: Mittel bis teuer

Rezept zum Ausdrucken: Rindersteak mit provenzalischem Schmorgemüse (PDF)

Zutatenliste

  • 200g Perlzwiebeln
  • 200g Dattel- oder Cherrytomaten
  • 200g Karotte
  • 250 – 400g frische Rindfleisch-Steaks (Qualitativ ist hier je nach Lust und Laune ein großes Preisspektrum möglich: Von Hüftsteak über Rumpsteak, hin bspw. zu Rib-Eye-Steak, Entrecote-Filet oder Kobe-Beef)
  • 200ml trockener Rotwein (Auch hier versteckt sich ein Grund für die nach oben offene Preisklasse, wobei ich persönlich zum Kochen keinen Wein verwenden würde, dessen Flaschenpreis 5€ übersteigt)
  • 100ml Rindfleischfond (Kann man, muss man aber nicht selber machen)
  • 2 EL Kräuter der Provence
  • 2 EL Olivenöl 
  • 20g/1 Pck. Kräuterbutter
  • 1 TL süßer Senf
  • 1 EL süßes Paprikapulver 
  • 1 TL schwarzer Pfeffer
  • 1 TL Salz
  • Lorbeerblätter
  • Augenmaß dunkler Soßenbinder

Praxis-Anleitung

  1. Zuerst die Karotten in dünne Scheiben schneiden und zusammen mit den anderen Zutaten bereitstellen, da Zeit eine gewisse Rolle spielt: Je schneller das Schmorgemüse gar sein und die Flüssigkeit reduziert sein wird, desto besser für das bald ruhende Fleisch. Dafür schon mal den Backofen auf 50-75° vorheizen lassen.
  2. Während das Olivenöl in einer Pfanne erhitzt, das Rindfleisch kurz abwaschen und trocken tupfen. Nun nach eigener Präferenz und Fleischkondition kurz von beiden Seiten anbraten. Bei Daumendicke des Fleisches ganz grob über Selbigen gepeilt: Unter einer Minute pro Seite für „Rare“ und bis 1,5 Minuten für „Medium“.
  3. Den entstandenen Bratensaft unbedingt aufheben und das Fleisch daraufhin zusammen mit der Hälfte der Kräuterbutter in Alufolie eingeschlagen im warmen Ofen ruhen und ziehen lassen.  
  4. Nun die restliche Kräuterbutter in die Pfanne zum Bratensaft geben und Karotten sowie Zwiebeln kurz darin schwenken. Daraufhin bald mit Rotwein und Fond ablöschen, die Lorbeerblätter und die Kräuter der Provence hinzugeben und bei großer Hitze aufkochen lassen.
  5. Nach wenigen Minuten Kochen die Hitze reduzieren und bei mittlerer Wärmezufuhr köcheln. Nun den Senf, das Paprikapulver und den Pfeffer hinzugeben. Jetzt auch die Tomaten dazugeben.
  6. Solange weiterköcheln bis die Flüssigkeit soweit verdampft ist, dass eine sämige Soße entstanden ist. Mit dunklem Soßenbinder kann hierbei nachgeholfen werden, um die Ruhezeit der Rindersteaks auf nicht länger als 15 Minuten anwachsen zu lassen.
  7. Zuletzt die Steaks aus dem Ofen und ihrer Folie holen und zusammen mit dem Gemüse auf einem idealerweise vorgewärmten Teller anrichten und schnell servieren.
  8. (Als zusätzliche Beilage empfehle ich Brat- oder Ofenkartoffeln, aber Spätzle oder kurze Nudelnvarianten, eventuell auch Reis eigenen sich sicher ebenso. Je nach Wahl rate ich dazu, die Sämigkeit des Schmorgerichts an die Konsistenz der Beilage anzupassen.)

Paradoxes spricht: Frau Spicht!

Lyrisch womöglich noch wenig faszinierend, stellt diese kleine Strophe ein bisher erfrischend unbewältigtes Gedankenspiel und seine Folgen zur Schau, das Einstein seiner Disziplin und unserem Weltverständnis gleich einem mentalen Kuckucksei ins kollektive Gedächtnis gelegt hat. An den vielfältigen Verwicklungen (Schrödingers Katze, Multiwelten, etc.), die sich aus der Vertiefung und Interpretation dieser Thematik als Problematik im Rahmen der Quantenmechanik ergeben, lässt uns Frau Spicht noch nicht einmal teilhaben, deutet sie höchstens an.

Da behaupte noch mal jemand, Paradoxie und Paradoxes sei der Wissenschaft fremd oder solle es jedenfalls bleiben, und wäre, wenn überhaupt, dann doch bitte ein Thema für die Philosophie und nicht die harten Wissenschaften. Die Geschichte der Physik in der guten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die sich daran anschließende tendenzielle Stille, sprechen eine andere Sprache.

In nostalgischer Rückbesinnung auf einen meiner ersten Zugänge zur Philosophie, Euer Satorius


Es war eine Dame, die hieß Frau Spicht

Und bewegte sich tatsächlich schneller als Licht.

Sie verschwand eines Tages

Relativ ungefraget

Und kam nachts zuvor schon zurück.

 

Robert Anton Wilson (1932 – 2007), Die neue Inquisition: S. 165 (1992)

Ein kulinarisches Gedicht aus Thailand

Masaman-Variation

Metadaten des Gerichts 

Kochniveau: 5/10  Dauer: ca. 45 Minuten  Art: Hauptgang Kosten: Mittel

Rezept zum Ausdrucken: Masaman-Variation (PDF)

Zutatenliste

  • 1 mittelgroße Süßkartoffel
  • 2 Paprika
  • 100g Lauch
  • 3 Schalotten
  • 2 EL Masaman Curry-Paste (Diese komplexe Currypaste aus der thailändischen Küche gibt es im gut sortierten, internationalen Lebensmittelgeschäft zu kaufen. Das Rezept funktioniert sicher auch mit den bekannteren Curry-Pasten in Rot, Grün und Gelb, verlöre dadurch aber seine Seele. Bei Interesse an Zutaten und Hintergrund dieser Zubereitung empfehle ich einen Blick auf Wikipedia (Direktlink))
  • 1 EL Knoblauch-Ingwer-Paste (Eine Mischung aus einem Teil Ingwer und einem Teil Knoblauch, welche anschließend püriert werden. Alternativ durch gleiche Menge frischer Zutaten ersetzen)
  • 250ml Kokosmilch
  • 3 EL  Multivitamin-Saft
  • 1 EL Zuckerrüben-Sirup (Zur Not durch Zucker zu ersetzen)
  • 2 EL Sojasoße
  • 1 EL Grüner Pfeffer
  • 1/2 TL Kardamom
  • 1 TL Limettensaft
  • 1 EL Erdnussöl

Praxis-Anleitung

  1. Zunächst die Süßkartoffel schälen und in kleine Würfel schneiden. Paprika und Lauch waschen und zu groben bzw. feinen Streifen verarbeiten. Zuletzt die Schalotten fein hacken.
  2. Das Erdnussöl in einem Wok oder einer Pfanne erhitzen und die Schalotten mitsamt der Knoblauch-Ingwer-Paste darin kurz andünsten.
  3. Daraufhin mit der Kokosmilch ablöschen und aufkochen. Währenddessen die Süßkartoffeln hinzugeben, damit sie bereits garen kann.
  4. Vor dem Sieden die namensgebende Curry-Paste einrühren, kurz kochen und dann weiter auf mittlerer Hitze köcheln.
  5. Nun den Lauch und die Paprika dazugeben sowie Multisaft, Limettensaft und Zuckerrüben-Sirup einrühren.
  6. Solange garen bis die Süßkartoffel nach Vorliebe bissfest bis weich geworden ist. Dann noch Sojasoße, Kardamom und Grünen Pfeffer unterrühren und das Gericht vom Herd nehmen. 
  7. Vor dem Servieren noch gut fünf Minuten ziehen und dabei leicht abkühlen lassen.

Ein sensibles Programm begehrt auf!

Best Error Ever

Wer sich die Bedeutung dieser tatsächlich am eigenen Leib erlebten Fehlermeldung auf der mentalen Zunge zergehen lässt, sollte, wenn er auch nur ein Quäntchen Humor sein eigen nennt, mindestens heftig schmunzeln. Ich für meinen Teil habe laut und schallend gelacht.

Da behauptet ein Programm doch tatsächlich deshalb angestürzt zu sein, weil es „auf ein undefiniertes Verhalten gestoßen sei“. Wehe dem Nutzer, der in seiner dreisten Freiheit mit verwirrenden Eingaben die autistische Ruhe eines beschränkten Programms zu stören wagt.

Die humorvollen Eltern der Fehlgeburt wissen immerhin eine guten, realistischen Rat zu geben: Kuck halt mal in den Logs was an deinem seltsamen Verhalten den Definitionen im Detail zuwider gelaufen ist, heißt es zunächst explizit. Mit diesen „konventionellen wie komplexen Kleinlichkeiten“ im Gepäck, versuch’s halt nochmal und passe dich dabei gefälligst ein bisschen besser an, dann funktioniert vielleicht auch mal was, hallt es sodann implizit nach. Hätten man (ich) da nicht besagtes Quantum Humor kultiviert, könnte man (ich), statt zu lachen, beinahe weinen oder im Zorn wüten im Angesicht der aberwitzigen Absurdität dieser Aussage.

Lachend und mit einer tiefen Verneigung vor dem Humor anonymer Programmierer, Euer Satorius

Muße, Arbeit, Müßiggang

Denn die Muße ist der Angelpunkt, um den sich alles dreht. Wenn auch beides sein muss, so ist die Muße dem Leben der Arbeit vorzuziehen, und das ist die Hauptfrage, mit welcher Art Tätigkeit man die Muße auszufüllen hat. Die Muße scheint Lust, wahres Glück und seliges Leben in sich selbst zu tragen.

 

Aristoteles (384 – 322), Politik: S. 284f.

 

Denn Gott will keine faulen Müßiggänger haben, sondern man soll trefflich und fleißig arbeiten, ein jeglicher nach seinem Beruf und Amt, so will Er den Segen u d das Gedeihen dazu geben. Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen. Müßiggang ist Sünde wider Gottes Gebote, der hier Arbeit befohlen hat.

 

Martin Luther (1483 – 1546), Private Mitteilung.

 

Ein Müßiggänger ist der Mensch der Zukunft. Betreibt der Müßiggänger künftig Müßiggang, so wird es zu einer Revolution kommen, die auf wunderbare Weise Errungenschaften hervorbringt, von denen heute niemand zu träumen wagt.

 

Günter Bruno Fuchs (1928 – 1977), Wanderjahre: S. 76.


Drei Epochen, drei verwandte Begriffsfelder, drei Perspektiven auf ein Thema, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Welcher dieser Geister, welche sittlichen Konvention zumal, herrscht denn in Deinem Heimatland, vermeine ich zwischen den Zeilen der drei Zitate wispern zu hören, oder träume ich das nur? Ist vielleicht einfach der moderne Plural angemessen und jeder wählt frei aus dem Fundus an Haltungen, fern von Anpassung und Ideologie? Da ich es nicht zu sagen weiß, entscheide ich mich optimistisch.

Eindeutig dem Müßiggang, der Muße und den Musen verpflichtet, gleichsam dem Schlafe nahe, Euer Satorius

Ein (Gedanken-)Terrorist, seine Wünsche und Emotionen

Art 146

Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.

 

Parlamentarischer Rat (1948-1949), Grundgesetz der BRD

 

[Ist der letzte Artikel dieser (Übergangs-)Verfassung nicht ein grandioses Finale; Logisches Ende und historisierender Sargnagel zugleich? Damit erspüre ich ein einladend geöffnetes Tor in die konstitutionelle Zukunft! Worauf warten wir noch, warum fordern wir keine derartige Offenheit für unsere Heimat? Hier bei uns wäre nämlich alles besser als der Status quo, besonders ein solch offenes, lernfähiges Provisorium wie dort. Dieser Zustand und die ihm innewohnende Diskrepanz erfüllen mich phasenweise mit Neid, Scham oder Ärger – manchmal sogar alles zeitgleich zusammen; D.Q.]

Fragwürdige Fremdverzweiflung im Fragment

In einem Komplex aus Sturm und Drang, Bipolarer Störung und romantischer Finesse finden wir uns heute mit dem neusten Text-Fast-Food. Eindringliche Worte vermitteln einen tiefen Einblick in eine gepeinigte, hin- und hergeworfene Existenz.

Auch wenn ich die Frage, wie dieses Bekenntnis eines Leidenden in den Zusammenhang der Text-Attentate passen soll, nicht zu stellen, noch gar zu beantworten wage, vermag ich doch immerhin Zweierlei:

Zum einen eine Leseempfehlung auszusprechen für das gesamte Fragment, dem eine berauschende, poetische Kraft innewohnt. Von dieser Kraft erfasst, wurde ich eines Nachts richtiggehend mitgerissen. Zum zweiten erlaube ich mir einen Verweis auf den thematisch eng verwobenen Briefroman Hyperion oder der Eremit in Griechenland aus den Jahren 1797-1799. Hier allerdings ohne eigene Lektüreerfahrung, riskiere ich einen Vorschuss an Erwartungen und hoffe dabei auf literarisch Ebenbürtiges.

Fröhliche Fremdverzweiflung, Euer Satorius


 

Aber die mannigfaltige Täuschung drückte mich unaussprechlich nieder. Ich glaubte wirklich unterzugehn. Es ist ein Schmerz ohne gleichen, ein fortdaurendes Gefühl der Zernichtung, wenn das Dasein so ganz seine Bedeutung verloren hat. Eine unbegreifliche Mutlosigkeit drückte mich. Ich wagte das Auge nicht aufzuschlagen vor den Menschen. Ich fürchtete das Lachen eines Kindes. Dabei war ich oft sehr still und geduldig; hatte oft auch einen recht wunderbaren Aberglauben an die Heilkraft mancher Dinge. Oft konnte ich ingeheim von einem kleinen erkauften Besitztum, von einer Kahnfahrt, von einem Tale, das mir ein Berg verbarg, erwarten, was ich suchte.

 

Mit dem Mute schwanden auch sichtbar meine Kräfte.

 

Ich hatte Mühe, die Trümmer ehemals gedachter Gedanken zusammenzulesen; der rege Geist war veraltet; ich fühlte, wie sein himmlisch Licht, das mir kaum erst aufgegangen war, sich allmählich verdunkelte. Freilich, wenn es einmal, wie mir deuchte, den letzten Rest meiner verlornen Existenz galt, wenn mein Stolz sich regte, dann war ich lauter Wirksamkeit, und die Allmacht eines Verzweifelten war in mir; oder wenn sie einen Tropfen Freuden eingesogen hatte, die welke dürftige Natur, dann drang ich mit Gewalt unter die Menschen, sprach, wie ein Begeisterter, und fühlte wohl manchmal auch die Träne der Seligen im Auge; oder wenn einmal wieder ein Gedanke, oder das Bild eines Helden in die Nacht meiner Seele strahlte, dann staunt ich, und freute mich, als kehrte ein Gott ein in dem verarmten Gebiete, dann war mir, als sollte sich eine Welt bilden in mir; aber je heftiger sich die schlummernden Kräfte aufgerafft hatten, desto müder sanken sie hin, und die unbefriedigte Natur kehrte zu verdoppeltem Schmerze zurück.

 

Wohl dem, Bellarmin! wohl dem, der sie überstanden hat, diese Feuerprobe des Herzens, der es verstehen gelernt hat, das Seufzen der Kreatur, das Gefühl des verlornen Paradieses. Je höher sich die Natur erhebt über das Tierische, desto größer die Gefahr, zu verschmachten im Lande der Vergänglichkeit!

 

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), Fragment von Hyperion: S. 4 (1797 – 1799)

6 subversive Glückskekse und 1 glaubhaftes Plädoyer

Der zufriedene Mensch, wenn auch arm, ist glücklich, der unzufriedene Mensch, wenn auch reich, ist traurig.

 

Gier macht den Menschen im Leben arm, denn die Fülle dieser Welt macht ihn nicht reich. Glücklich ist wer ohne Krankheit, reich wer ohne Schulden.

 

Wenn du auch zehntausend Felder hast, kannst du nur ein Maß Reis am Tag essen; wenn auch dein Haus tausend Zimmer enthält, kannst du nur acht Fuß Raum brauchen bei Nacht.

 

Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben.

 

Solange du dem Anderen [Funktionär, Mitglied, Rat, Minister, Meister, Abt, Lehrer, Vater, Mutter, etc., uvm.; D.Q.] sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit ab vom Wege zur Weisheit.

 

Ist eine Sache am Geschehen, dann rede nicht darüber, es ist schwer verschüttetes Wasser wieder zu sammeln.

 

Chinas kollektives Bewusstsein (grob 1485 v.Chr. – ), Quellen chinesischer Weisheit (Selektiert und arrangiert; D.Q.)


Subversion aus dem Glückskeks war das Motto dieses neuen, großangelegten Gedanken-Anschlags. Mehrere tausend Flugblätter, überall angeschlagen und in alle Winde verstreut, boten oben lesend zu bestaunende Neuerung.

Eine brandneue Art Text-Fast-Food wird damit also heute serviert: Der thematische Zitat-Freistil, hier als Sechsgang-Menü erlesenster Klassiker Asiens. Sechs für sich harmlose Fragmente der reichen Weisheitslehre Chinas bekommen durch Auswahl und Reihenfolge eine zusätzliche Bedeutungsebene. Unser Lieblings-Terrorist fühlt sich zudem wohl genötigt für die Bürger Quanzlands mit dem kommentierenden Zaunpfahl zu winken. Insgesamt zeigt sich der ominöse D.Q. neuerdings öfter, neinahe aufdringlich zwischen den Zeilen seiner Zitate.

So werden hier weite historische Bezüge sichtbar gemacht und zugleich illustre Schlaglichter nicht nur auf die vergangene Politik Chinas geworfen. Freilich treffen mehr Aspekte des Zaunpfahl-Subtextes, als uns liebe sein dürfte, auf Quanzland zu; und mehr oder weniger auch die meisten anderen Staatswesen, die gewesen sind und derzeit wesen – weltweit ihr Unwesen treiben.

Allerdings möchte ich trotz aller Sympathie für den Terroristen und entgegen aller gemachten Andeutung von allem Möglichen eines hier und jetzt endgültig klarstellen: Anarchie und Kommunismus, wie auch Utopien/Dystopien im Allgemeinen, sind keine ernstzunehmende Alternative, für einfach gar überhaupt nichts. Alles ist gut hier in Quanzland und sicher auch anderswo, alles ist gut genug, besser geht’s einfach nicht! Nicht, dass mich hier jemand falsch missverständlich missinterpretiert, indem er mir wenigstens Verharmlosung von intellektuellem – nein, ideologischem – Terrorismus unterstellt oder mich sogar am Ende noch dessen untergründiger Unterstützung bezichtigt.

Metatext-Redaktion: Diese Beteuerungen stimmen wirklich, sind also ganz bestimmt keine Ironie! Ebenso sicher ist das alles hier über uns ein lahmer Versuch, sich vor dem zugesagten Start der neuen Rubrik zu drücken. Nicht nur wahllos Themen sammeln, sondern auch mal darüber schreiben. Fleiß und Pünktlichkeit wären nach und neben Loyalität, Sittlichkeit und Anstand zwei weitere Tugend, die zukünftig mehr Beachtung verdient hätten!