#5/12 – Horcht auf: Ein Frischling darf beschaut werden

Während sich der Männerschnupfen nach drei Tagen endlich zurückzuziehen beginnt, steigt die Vorfreude auf Rosenmontag. Zeit für Teil 6 der Serie bleibt aber auf jeden Fall. Falls es jemanden wundert, dass die Serie nun auf einmal 12 Teile und 35 Seiten hat: Mein Freund gab mir heute ein erweitertes Ende. Ich jedenfalls habe gegen eine wundersame Text-Vermehrung nichts einzuwenden.

Einen weiterhin rauschenden Karneval oder einen erholsamen Nicht-Fasching (Die Karnevalisten haben aber mindestens einen freien Tag mehr nächste Woche ätsch), Euer Satorius


Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters

Teil 5 von 12: Seiten 13 bis 15.

Vor 10 Sonnen-Jahren aber, da war aus seinem Makel quasi über Nacht und auf einen perversen Schlag hin eine Art Stärke geworden. Er war emotional ungebunden und zugleich praktisch unabhängig, ohne jede ernsthafte Anhaftung. So konnte er schneller und effizienter als die meisten reagieren und den Starschuss geben: zu seiner ersten, letztlich erfolgreichen Flucht! Er blieb von dem milliardenfachen Verlust geliebter Angehöriger in seiner abrupten, ja brutalen Direktheit verschont und hatte sich seelisch gesünder über die ersten Jahre retten können. Insgesamt hatte sich der Einzelgänger Xaver Satorius auf einmal besser zu behaupten vermocht. Der zu höchster Abstraktion befähigte Magier in ihm und insbesondere die ebenso stark ausgebildete Fähigkeit des Narren, sich in verstiegene Illusionen und Para-Realitäten zu flüchten und über diese die tatsächlichen Nöte des wahren Sonnensystems zu verschleiern, waren aufgewertet worden. Hätte er doch damals bereits geahnt, wohin ihn die zweite Flucht über Jahre hinweg führen würde: ins selbst gewählte Exil eines bestenfalls selten noch technologisch-sozialen Daseins; von der wirklichen Lebenskompetenz zur bloßen Text- und Informationskompetenz; ins hyperreale Elysium des Gedankenkonzils.

 

Macht und Militär, Misstrauen und Mord hatten seit dem solaren Kollaps das Regiment in großen Teilen dessen übernommen, was zuvor so unwahrscheinlich lange gewährt hatte. Eine in globalem, mehr noch solaren Maßstab herrschende Phase dauerhaften, institutionalisierten Friedens war jäh zu ihrem Ende gekommen. Es hatte zwar immer Interessenkonflikte, Differenzen und unterschiedliche Visionen der eigenen Zukunft gegeben, aber diese waren politisch ausgeglichen und nutzbringend kanalisiert worden. Keineswegs waren Harmonie oder Einheit dabei die leitenden Ideale gewesen, sondern Respekt, Pluralität – nicht bloß Pluralismus – und Klugheit. Nicht paradiesisch also war dieser Abschnitt der Menschheitsgeschichte verfasst gewesen, aber derart politisch organisiert und durch Traditionen gebunden, dass die solare Menschheit eine zivilisatorische Blütezeit ungeahnten Ausmaßes hatte hervorbringen können. Die krassen Unterschiede in technologischer, infrastruktureller und sozialer Hinsicht, welche in der Mitte des 21. Jahrhunderts als unüberwindlich gegolten hatten, waren in der anschließenden Epoche nachhaltig und welt-, ja systemweit ausgeglichen worden. Für einen Intellektuellen seines Ranges mag all dies gleichermaßen plakativ wie schöngefärbt klingen, aber in den verblassenden Erinnerungen an sein früheres Leben hatte die politische Dimension zeitlebens im krassen Gegensatz zu seinen persönlichen Nöten und existenziellen Miseren gestanden – Glorie neben Elend. Es war eine solare Öffentlichkeit entstanden, innerhalb derer ein politischer Diskurs sorgsam kultiviert worden war, dessen politische Konsequenzen daraufhin das Angesicht der politischen Kultur für immer verändert zu haben schienen. Die im Folgenden gegründeten supraplanetaren Institutionen hatten umfassende Legitimität ideal mit konstitutioneller Unabhängigkeit gegenüber den unvermeidlichen, anderen Machtfaktoren vereint; gegenüber den unzähligen föderal organisierten planetaren, kontinentalen, nationalen, regionalen Akteuren und auch gegenüber privat-wirtschaftlichen, ideologischen und religiösen Fraktionen. Die unweigerlich weiterhin vorhandenen Interessenskonflikte waren auf kleinstmöglicher Ebene und mit dem geringsten Maß an Vorteil und Schaden auf allen Seiten geschlichtet worden. Dieses heillos komplexe, gleichwohl stabile Vielebenensystem war nach mehr als einem Sonnen-Jahrhundert plötzlich kollabiert und hatte nicht nur tiefe Gräben, sondern schiere Abgründe zwischen den diversen Interessengruppen, Machtblöcken und Ideologien innerhalb des kolonial erschlossenen Sonnensystems freigelegt. Dass ein eigensinniger Partikularismus entstanden war, war nicht zu leugnen gewesen, wurde er doch sogar unter dem unverhofften Wertepaar von Pluralität und Differenz immer als Stärke wahrgenommen und als solche kultiviert. Ob die epochale Errungenschaft eines Verzichts auf Universalismen mittelfristig mit zu ihrem eigenen Untergang geführt hatte, war weiterhin historisch und faktisch ebenso unklar wie es ein sehr bitter-ironisches Ende einer glorreichen Ära gewesen wäre.

 

„Hör endlich auf damit, das ist ja vielfach widerwärtig! Am Ende singst du noch das Lied der Philosophia perennis oder sprichst von Moderne, Neuzeit, goldenen Dingen und weiteren historisch unzulänglichen Selbstüberschätzungen, um von deinen wissenschaftlichen Mängeln in der Darstellung der sog. goldenen Epoche gar nicht erst anzufangen. Pah! Hör endlich auf damit und komm in die Gegenwart zurück!“, hämmerte es auf einmal in seine verstiegenen, historischen Träumereien hinein. Wenn bei dieser polemischen Attacke nicht hauptsächlich Nietzsche federführend gewesen war, musste er sich doch ziemlich täuschen.

 

Die planetare Fähre eines der vielen mächtigen und mächtigeren Akteure hatte dem einsamen Wanderer den Weg durch die oberen Schichten der Erdatmosphäre gebahnt. Währenddessen saß dieser entgegen seinem Verhaltenscredo und trotz der sporadischen Impulse seiner augmentalen Begleiter weiterhin in schwelgerischer, abstrakter Nostalgie versunken da; in einem von Fusionszellen betriebenen Meisterstück menschlich-technischer Fertigungskunst, dessen neuartigen Triebwerke Schwerkraftneutralisation mit Pulsation optimal kombinierten. Wären nicht die chronischen Folgen von solarem Kollaps und die akuten Auswirkungen der interplanetaren Kriege gewesen, so wäre die anstehende Landung wohl ohne jede Turbulenz und Unbequemlichkeit für die Passagiere abgegangen. So aber mussten die Reisende die eine oder andere Schwerkraftspitze nebst der schon erwähnten Technikstörungen erdulden. Aber sogar die vergaß er im Laufe einer neuerlichen Eskapade und realisierte während der kurzen Landung kaum den nunmehr wegen der unangenehmen Landeturbulenzen schluchzend weinenden Jungen. Letztlich brachte das Eigentum der einflussreichen Karlus-Korporation ihn, den verspannten Fast-Magister, aber absolut sicher und so wohlbehalten wie möglich auf die geschundene und ausgeblutete Mutter Erde zurück.

 

Er hatte sich während des Fluges, soweit das kognitiv eben möglich gewesen war, viel Gutes für die nahe Zukunft vorgenommen; zu viel jedoch, um es alles auf einmal ernst- und damit wirklich in Angriff nehmen zu können. Nachdem er derart überfordert unmittelbar nach der erfolgten Landung sofort fluchtartig die Startroutinen seines Gedankenkonzils initiiert hatte, war die Welt um ihn herum sofort hinter einem vielfarbigen, holografisch-schönen Schleier und wie in einem existenziellen Schwerefeld versunken und daraufhin wirklich an ihm vorbeigerauscht. Der lieb gewonnene Reisekokon und die wiedererwachte Gesellschaft banden seine Aufmerksamkeit beinahe vollständig nach innen. Auch während des anschließenden Transports über das gigantische Areal der unzähligen Landefelder hinweg, hinein in den Bauch eines kolossalen Tetraeders, der den architektonisch atemberaubenden Zentralkomplex des Raumknotens darstellte, hatte er kaum Sinne für die wirkliche Umgebung und deren Einzigartigkeit gehabt. Nicht einmal die singuläre Situation der Heimkehr des Exilanten, der eine archetypische Kraft innewohnte, vermochte ihm die Augen und Ohren zu öffnen. So drangen weder die fabrizierten Geruchsteppiche, noch die exakt kontrollierten Temperatur-, Schwerkraft- und Druckverhältnisse und auch nicht all die anderen in technischer Perfektion gehaltenen Umweltvariabeln erlebnisfähig zu ihm durch. Ebenso verzichtete er auf den verstörend-schönen Ausblick, der sich ihm in fast allen Himmelsrichtungen dargeboten hätte:

 

Ein bis zum Horizont reichendes Meer an menschgemachter, künstlicher Stadtlandschaft, durchkreuzt von den unterschiedlichsten Klassen an fliegender Technologie. Dieser fast planetenumspannende urbane Moloch verschlang durch seine durchweg dunklen Farbenabstufungen, die den optischen Eigenschaften der handelsüblichen Legierungen und Baustoffe geschuldet waren, sogar noch das wenige Licht, das Mutter Sonne so früh am Morgen spendete und die verbliebene Scharr ihrer künstlichen Kinder zusätzlich verbreiteten. Bei Letzteren handelte es sich um die vielen, global eingesetzten Kunstsonnen, die man ohne Übertreibung als technologischen Segen hätte bezeichnen können, von denen aber nur noch ein Bruchteil betrieben werden konnte und musste. Über einem pilzartigen Geflecht an solchen beinahe nahtlos miteinander verbundenen Metropolregionen wölbte sich, einem wahrlosen Spinnennetz gleich, ein Netzwerk an Orbitalstationen, von denen die Mehrzahl durch kilometerbreiter Transportkanäle mit Knotenpunkten auf der planetaren Oberfläche verbunden waren. Dass damit riesige Schlagschatten und künstliche geschaffene Schattenzonen entstanden, die zudem auch noch ständig wanderten, war ebenso folgerichtig wie folgenreich. Aber mit der technischen Licht insgesamt und insbesondre dem lebensspenden Licht der Kunstsonnen, kam das Leben in den Schatten zurück. Nahrung konnte deshalb nunmehr in der Vertikale variabel in subterranen bis orbitalen Lagen erzeugt werden, den vielen Kunstsonnen in den hydroponischen Farmen sei Dank.

#4/12 – Hört, hört: Ein Frischling darf beschaut werden

Alle Welt bereitet sich bereits innerlich entweder auf Karneval oder dessen konsequente Verweigerung vor. Mir wurde währenddessen aus heiterem Himmel ein seltener Fall von fatalem Männerschnupfen zuteil. Die relative Seltenheit vergleichbarer Zustände bei mir ist Fluch und Segen zugleich. Selten benötigt und damit miserabel trainiert, muss sich die verkümmerte Leidensfähigkeit einer kolossalen Herausforderung stellen – selten, aber umso leidvoller. Kranksein an sich ist ärgerlich, das Ganze hingegen einen Tag vor Weiberfasnacht hinnehmen zu müssen, ist bestenfalls noch hundsgemein zu nennen. Naja, wat soll’s, et is wie et is, sonst wärs ja anerscht – bis Montag sind einige Tage für Genesung reserviert, also genug gejammert.

Kommen wir schonend wie geschwind zum Kern der Sache. Ohne das ich je den Anspruch auf angemessene Einleitung oder hinführenden Bezug zwischen den Absätze erhoben oder gar zufällig realisiert hätte, präsentiere ich freudig-verschnupft einen Kerl, der definitiv schlimmer dran sein dürfte als meiner einer: Xaver Satorius im historisch-holprigen Anflug auf die allseits so beliebte Mutter Erde.

Einen rauschenden Karneval oder einen erholsamen Nicht-Fasching, Euer Satorius


Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters

Teil 4 von 12: Seiten 10 bis 13.

„Wir werden in nur wenigen Aktuell-Minuten den Boden des Planeten Erde berühren und bedanken uns deshalb schon einmal vorab für das uns von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen“, säuselte es da schon sanft weiter. „Da sich die solare Sicherheitslage auf unserer Reiseroute wider Erwarten entschärft hat, konnten wir die Reisedauer beträchtlich reduzieren. Wir werden also insgesamt 50 Aktuell-Minuten früher als zum avisierten Zeitpunkt landen. Die Meisten unter Ihnen werden höhere Augmentate wie Netzports, Cerebral-Schnittstellen, Bewusstseinserweiterungen, Muskelverstärker, Fernoptiken, Nahrungs- oder Nachschubreplikatoren und dergleichen besitzen; diese bitten wir bis zur vollständig abgeschlossenen Landung weiterhin deaktiviert zu lassen. In Verbindung mit unserer Antriebstechnologie und aktuellen, astronomischen Phänomenen kam es leider mehrfach zu Störungen und sogar einigen bedauerlichen Zwischenfällen. Überdies wird es aufgrundessen sehr wahrscheinlich kurze Turbulenzen und kleinere Erschütterungen geben. Dabei handelt es sich um leider unvermeidliche Unbequemlichkeiten, durch welche die technische Sicherheit in keiner Weise gefährdet wird und deren Auslöser weit außerhalb unseres Einflussbereichs liegen – Verzeihung dennoch, sofern überhaupt von Nöten. Wir wünschen ihnen eine gute, störungsfreie Ankunft im Zentralknoten Frankfurt Rhein/Main, einen erfüllenden Aufenthalt in Zentraleuropa sowie den Transitgästen eine sichere Weiterreise – Ihr Team von Karlus-Raumflug, einer Marke der Karlus-Korporation.

 

Empfehlen sie uns später gerne in Ihren Gruppen weiter, sofern Sie mit unserer Dienstleistung so zufrieden waren, wie es unser stetes Anliegen und innigster Wunsch ist. Beachten sie ferner die vielen kombinierbaren Unterhaltungs- und Kulturangebote, die wir ihnen in unserer Heimatregion exklusiv offerieren. Für weitere Details und diesbezügliche Buchungen helfen die leicht zu findenden, öffentlichen Schnittstellen weiter; am besten nutzen sie die direkte Verbindung über unsere Präsenzen im Zeichennetz; am allerbesten tauchen sie sogar in die Welten unserer Erfahrungsnetze ein: Hier bieten wir ihnen die vielfältige Warenwelt der Karlus-Korporation hautnah und gefühlsecht zum Erleben und ausprobieren an. Überzeugen sie sich je nach Medium von unseren Qualitäten, denn bei uns gilt traditionell seit Generationen das einfache Unternehmensmotto: Qualität geht über Quantität!“

 

Der anfänglichen Dankbarkeit entgegen, erzeugten derart viel geheuchelte Normalität und inszenierte Hochzivilisation, wie sie in dieser Botschaft zum Ausdruck gekommen waren, eine sehr unangenehme Kombination an Emotionen bei Xaver. Die subtilen Zwischentöne der Botschaft taten ein Übriges. So spürte er derzeit sowohl in der Magengegend den Druck, sich vor Ekel angesichts solchen Zynismus übergeben zu müssen, als auch im Bereich des Halses den Drang, seine Wut über diese freche und beinahe pietätlose Realitätsverleugnung in die kleine Welt ihrer 30-Mann-Maschine herauszubrüllen. Selbstverständlich tat er nichts dergleichen und machte sich stattdessen daran, sein aufgewühltes Gemüt mit Hilfe wenig routinierter Atem- und Imaginationstechniken zu besänftigen, da er derzeit nicht einfach das Konzil und seine Mittel als bequeme Abkürzung zum gewünschten Zustand des Bewusstseins hatte verwenden können. Das war ihm zu seiner eigenen Überraschung bereits gelungen, als die angekündigten 90 Sekunden verstrichen waren und er rücksichtsvoll aber bestimmt von unsichtbarer Hand in seinen ergonomisch auf seine Statur angepassten Schalensitz gepresst wurde. Der Landeanflug hatte nun endlich begonnen und der Moment seiner ganz persönlichen Rückkehr auf den Schicksalsplaneten der Menschheit stand unmittelbar bevor. Ob diese übertrieben klingende Rede von Schicksal und Menschheit überhaupt eine Zukunft haben würde, stand Spuren gleich in den Sternen geschrieben.

 

„Vielleicht wird das Ende der Geschichte doch nicht nur zu langsam abgewickelt, sondern birgt wider Erwartung und Gefühl den Keim einer womöglich sogar besseren Zukunft in sich!“ Dass Matrinas erbauender Impuls trotz der vorgenommenen Deaktivierung und durch die Störung hindurch so klar in sein Denken hinein tönen konnte, verwunderte ihn ebenso sehr, wie es ihm milde Zuversicht und vielleicht bereits wieder erste Funken von Hoffnung spendete. Er jedenfalls, der Gelehrte in den angeblich besten Jahren, dem erste und zweite Flucht sowie Überleben im Exil aufgrund seiner privilegierten Herkunft und der Ausbildung in der Academia ohne Weiteres offen gestanden hatten, blickte ungewiss in die Zukunft. Er wandte sich in seinem Sitz neugierig soweit um, wie es Stabilisierungsfeld und Nackenschmerz noch eben zuließen. Ein leicht schmerzerfüllter, nur flüchtiger Blick ins Antlitz seiner Mitreisenden, zeigte ihm jedoch nur Ernüchterndes. Der Anblick bot kaum Anlass zu glauben, dass positive Emotionen es aktuell leicht hatten. Allen anderen voran waren Hoffnung, Freude, Genuss und insgesamt Glück rare Güter im Sonnensystem geworden.

 

„Graue, starre und maskenhafte Trauerfratzen überall, die Leichenarmeen des psycho-kulturellen Niedergangs, der sich an den Tag der großen Asymmetrie angeschlossen hatte und seither in den Seelen der meisten Menschen wütete.“ Diese krude Poetisierung des Unaussprechlichen erschien ihm, trotz ihrer befremdlichen Aufgesetztheit als eine reizvolle Bewusstseinstechnik, um zukünftig weiter verfeinert zu werden. Sie versprach ihm nicht nur dann Hilfe, sobald mal wieder eine Fehlfunktion oder gar komplette Deaktivierung des Konzils zu überstehen war, sondern war als mentale Technik insgesamt seiner Kompetenz und Profession als Bewusstseinsformer zugehörig.

Die fast hermetische Kunst der Magister Universalis war seine Wissenschaft und sein Handwerk. Ihr ging es im Allgemeinen darum, eigenes wie fremdes Bewusstsein nach Maßgaben zu formen und wunschgemäß zu bilden; es kontinuierlich zu trainieren und zu erweitern, um ihm im Ergebnis ebenso vielfältigen, wie in seiner Effizienz atemberaubenden Nutzen abgewinnen zu können. Die Grundlagen dieser Disziplin hatte er gründlich erlernt und sich, zumal mit eigenen Vertiefungen, in langjähriger, vornehmlich theoretischer Forschung zu eigen gemacht. Dass Pharmazeutik und Körper- sowie Geistestechnologien hierbei seit weit über einem Jahrhunderten munter eingesetz wurden und mittlerweile alltäglich erprobte Hilfsmittel waren, war Xaver am eigenen Leib mehrfach zu Gute gekommen. Er trug eine ganze Reihe der sog. Augmentate an und in sich. Mittlerweile kannte er jedoch Licht und Schatten dieser Artefakte. Entgegen aller derzeit heraufziehenden Geistesfeindlichkeit, waren die Ausbildung, mehr noch deren technologische Mitgift seine zur Zeit wertvollsten Güter. Sein trotz kleiner Verfehlungen guter Leumund und besonders die mitgeführten Referenzen waren viel wert, aber ohne einen optimalen Einsatz all seiner Fähigkeiten und Mittel würde er den geplanten Quereinstieg in die Praxis, und zwar direkt auf Meisterniveau, nicht schaffen.

 

Dankenswerter Weise hatte es während des ansonsten miserablen Fluges in der allgemeinen, umfassenden Tristesse der graubraun eingerichteten Passagierkabine eine einzige positive Ausnahme gegeben: Ein erstaunlich junges, sichtlich noch immer frisch verliebtes Paar mit einem bereits halbwüchsigen Sohn. Pausenlos hatte der Junge seine Eltern aufgeregt und begierig nach allerlei Sinn und vermutlich viel Unsinn gefragt. Nachdem er darauf geduldige Antwort erhalten hatte, war er befriedigt wieder ins Spielen zurückgekehrt, nur um bald darauf abermals fragenden Blickes in Richtung seiner Eltern zu laufen. Ein Schauspiel, das trotz der sicher bisweilen tiefschürfenden Kinder-Fragen, einer Komödie gleich, ohne die überall lauernde Tragik auszukommen schien.

 

Ein solches familiäres Idyll war ihm in seinem akuten, labilen Zustand ein größerer Trost gewesen, als er je für möglich gehalten hätte. Er, der notorische Einzelgänger, der sein Leben nur seinen Passionen, also im Grunde nur sich selbst, gewidmet hatte, entdeckte während dieses Raumflugs eine bisher verschüttete Seite an sich. Obwohl Xaver von den Gesprächen der entfernt sitzenden Familie bestenfalls wenige Fragmente aufgeschnappt hatte und deshalb vor allem auf die Deutung des Mienenspiels im lebendigen Miteinander angewiesen war, traute er sich diese Einschätzung gelassen zu. Dabei half ihm ein weiterer Vorzug seiner Ausbildung: Die Schulung in diversen Methoden der Verhaltensanalyse, welche zur optimalen Lernkonfektionierung unerlässlich waren. Den entscheidenden Schritt von der theoretischen Gewissheit zur praktischen, noch gar gelebten Empathie allerdings, ging er keineswegs derart gelassen und im Alltag nur mit technologischer Beihilfe. Für seine Verhältnisse also erstaunlich sensibel registrierte er einen auffälligen Umstand: Wenn das Kind kurz mit sich selbst und die Eltern infolgedessen miteinander beschäftigt gewesen waren, hatte sich deren freudiges Strahlen schon mäßig abgedunkelt und in den Phasen kurzer Einsamkeit war es dann sogar beinahe erloschen. Dann glichen die Liebenden der grauen Meute um sie herum; glichen vermutlich auch ihm selbst, wie er im Auge eines unsichtbaren Betrachters, vorzugsweise Lesers erschienen wäre.

 

Familie bot in diesen schrecklichen Zeiten scheinbar eine ganz eigene, besondere Form von Heimat – viel echter, erfüllender und ernster als dies dem technisch optimierten Individuum, und sei es noch so gut vernetzt und hochgerüstet, zur Verfügung gestanden hätte. Es gab in seinem besonderen Fall zwar das Konzil, aber was bedeutete das den in der Bilanz: Dass Nietzsche in dieser Hinsicht ein Trost hätte sein können Stand kaum zu erwarten; Sokrates vielleicht ein wenig; Googol und Hoffmann waren zu verschroben respektive zu wortkarg; höchstens half die motivierende Xaya und sicher kümmerte sich nur die per se seelsorgende Matrina. Nicht aber jetzt und nicht schon immer. Eine intime, vertraute Art der Zusammengehörigkeit, der Xaver Zeit seines Lebens höchstens wenige Male und dann auch nur nahe gekommen war, nur um sie sodann wieder und wieder zu verlieren. Es war wohl schlicht und einfach dasjenige was seit Jahrtausenden als Liebe fassbar gemacht werden sollte und für Xaver bisweilen wie ein blosses Wort ohne tiefen Sinn wirkte. Daraufhin hatte er irgendwann beschlossen, sich mit einem Panzer aus Weisheit, einem aus Gelehrigkeit geschmiedeten Schild und waffenfähigen Klinge an Mundwerk und Verstand auszustatten. Dafür wurde er mit Triumphen im wissenschaftlichen Disput belohnt, genau so wie er unweigerlich durch Niederlagen im politischen Schacher um Posten und Portale bestraft wurde. Dass kaum Jemand den unnahbaren Eigenbrötler besonders gut und lange leiden konnte, lag dabei vor allem an seinem offensichtlichen Desinteresse für die soziale Lebenswelt. Die ersten Jahre mit dem Gedankenkonzil vertieften die vorhandenen Gräben zu den anderen sogar noch einmal merklich.

#3/12 – Hört, hört: Ein Frischling kann beschaut werden

Zum Ausklang der alten Woche und als Einstieg in die beginnende Neue folgt hier Teil drei unserer zwölftteiligen Serie. Der kleine Text-Frischling beginnt verhalten und nachdenklich, wobei sich bereits ein gewisse aug-mentale Vielfältigkeit angedeutet hat; so geht es zunächst auch weiter. Allerdings macht sich doch erstmals die äußere Welt bemerkbar, aber lest unten einfach selbst.

Einen guten Start in die Woche, Euer Satorius


Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters

Teil 3 von 12: Seiten 7 bis 9.

Plötzlich kamen ihm die beiden Weltkriege des fernen 20. Jahrhunderts mit ebenso anschaulichen wie grausamen Informationen und Illustrationen in den Sinn. Wie die zuvor zum Glück nur harmlos erinnerten Seuchen, mittlerweile kaum noch Gegenstand eines allgemeinen Wissens, sondern vielmehr dem Wirken von Meinung, Macht und Mythos übereignet – so hatte er damit wider Erwarten doch historisch relativ ähnliche und damit vielleicht vergleichbare Ereignisse mit eventuell analogen psychokulturellen Konsequenzen gefunden. Zwei der letzten wirklich großen Kriege der modernen Menschheit, vor einer langen Phase politisch stabilen, aber kulturellen und lebensweltlichen Auseinanderdriftens in solarem Frieden und vermeintlicher Harmonie. Es hatte in der Folge seinerzeit nachweislich eine traumatisierte Generation gegeben. Die damals gerade im Entstehen begriffenen Schulen der Psychotherapie hatte in vielen dieser Menschen ihr Klientel gefunden und entwickelte ihre Methoden und Begriffe damit unter dem Eindruck besagter Weltkriege weiter. Ebenso konzipierten spätere Generationen ihre Wissenschaft unter dem Phänomenhorizont der seeleischen Deformierungen, die der Menschheit durch den sog. Spätkapitalismus zugefügt worden waren.

 

„Stop!“, beendete er diese ungewollte, unerquicklich Abschweifung abrupt mit einem mentalen Befehl. Er driftete zunehmend in einen Zustand ungezügelter Nostalgie ab, wobei er wahrscheinlich durch die Fehlfunktion seines Konzils negativ beeinflusst wurde und deshalb immer wieder kurz Klarheit und Initiative verlor. Das musste unbedingt wieder aufhören: diese teils psychedelischen Zustände, durchsetzt von Fakten, Einfällen und Impressionen, bei deren Entstehung die gestörten Module sicher mit im Spiel waren und auf verstörende Weise einwirkten. Eben im letzten Flash waren das wohl weniger Sokrates oder Nietzsche, sondern eher Googol oder vielleicht auch Xaya, keinesfalls jedoch Matrina oder Hoffman gewesen. Aus der kurzweiligen Abwechslung durch die unerwartete Aktivität der Mitglieder entwickeltes sich langsam ein weiterer Stressor, der sich zu der bekannten Reihe an Belastungen gesellte.

 

Diese kurios-vielfältige Persönlichkeitsstruktur markierte jedoch, da technologischen Ursprungs, keinen generellen Unterschied zwischen Xaver Satorius – dem Fast-Magister – und seinen durchschnittlichen Zeitgenossen. Aber das wenige, zumal konfuse Faktenwissen über Vergangenes belegte bereits eine markante Differenz: er war tatsächlich einer von derzeit wohl nur wenigen Millionen, die noch so etwas wie ein angemessenes Bild der Menschheitsgeschichte besaßen. Vor allem aber unterschied ihn sein vitales, fast manisches Interesse an der historischen Perspektive und der Glaube an deren unabdingbaren Wert von den meisten seiner verbliebenen Mitmenschen. Auch wenn die wenigsten eine so leistungsstarke und bisweilen sogar unterhaltsame Erweiterung ihres Bewusstseins ihr Eigen nennen konnten, wie das im Fall von Xaver und seinem Gedankenkonzil der Fall war, blieben die Lust auf Bildung und die Wahl der Interessen noch immer Fragen der persönlichen Verantwortung. Leider zu aller erst eine Frage der persönlichen, existenziellen Möglichkeiten, in einer Zeit, in der sehr grob geschätzt die Hälfte, der im Sonnensystem lebenden, noch gut 8 Milliarden Menschen, kein gesichertes Überleben mehr hatten.

 

Trotz aller qualitativen Ähnlichkeit dieser beiden historischen Katastrophen blieb schließlich noch der planetenweite quantitative Unterschied zwischen den Weltkriegen 1. und 2. auf der einen sowie dem solaren Kollaps auf der anderen Seite. Dieser absolute Unterschied fiel derart überwältigend aus, dass doch von einer anderen Qualität zu sprechen ebenso unlogisch wie reizvoll war. „Uns wird damit nun historisch die bittere Aufgabe zuteil, die Tatsache zu akzeptieren und irgendwie irgendwann einmal emotional zu integrieren, dass es einzig menschliche Freiheit war, innerhalb welcher die kosmische Katastrophe stattgefunden hat. Die Last der damit verbundenen, ja unwiderruflich, aufgebürdeten Verantwortung wird und sollte in Anbetracht der angedeuteten Quantität mehr als nur 2 bis 3 Generationen auf den Schultern lasten!“, folgerte irgendetwas mit bestechender Klarheit in die kurze, geistige Stille hinein, zugleich aber ohne den kleinsten Funken Trost. Ein Bewertung des psychosozialen Zustands, welcher wohl bis auf Nietzsche und Matrina alle übrigen Module des Gedankenkonzils zuneigten, aber wie sollten er als ewig-nörgelndes Kontramodul und sie als selbstsorgendes und allbehütendes Mutterethos das auch tun können.

 

Also blieben ihm in seiner ganz persönlichen Version dieses Zustands bisweilen weiterhin nur möglichst kluge Spekulationen und ein paar psychomanipulative Tricks als Auswege aus dem Jammertal der Gegenwart; bald aber hoffentlich auch wieder der reguläre Einsatz seines Gedankenkonzils. Es gab in dieser Hinsicht jedoch das alte Problem mit dem irregulären Missbrauch der Möglichkeiten der Technik, besonders mithilfe der hyperreallen Erfahrungswelten und Zeichennetze. Dieses brisante Verhaltensmuster galt es weiter einzudämmen, denn er wurde ihm trotz all seinem Wissen um Bewusstseinsveränderung und -formung noch nicht so recht Herr: Komplex aus Sucht, Nostalgie und Gelehrsamkeit. Dadurch angetrieben nutzte er das Gedankenkonzil als Instrument einer mehr als akribischen und sehr weitschweifigen Lektüre. Diese häufig virtuell aufwendig gestaltet Lesereisen führten ihn längs und quer durch die Vergangenheit des menschlichen Geistes, mit sporadischen Schwerpunkten in den Disziplinen Psychologie, Philosophie, Pädagogik, Politik sowie besonders Geschichte und Soziologie. Eindeutig zu vieldeutig im Anspruch an sich selbst und gerade in den bisher verschwiegenen, teils exzessiven Aus- und Abschweifungen eine Phase der verderblichsten Allianz mit seinem Gedankenkonzil, der dessen Mitglieder kaum Einhalt geboten hatten. Bis dann zuerst Matrina vor einem Sonnen-Jahr und daraufhin Xaya vor wenigen Neu-Monaten als therapeutisch angeratene Module hinzugefügt worden waren. Mit deren Hilfe war er letztlich überhaupt erst schrittweise in den mentalen und charakterlichen Zustand versetzt worden, der ihn nun zu diesem damals undenkbaren Schritt befähigt hatte; einem Schritt heraus aus der digitalen, reizüberfluteten Isolation wieder hinein in ein leidendes, tätiges Leben. Wobei er nun bald auch noch die beruflichen Herausforderungen und Alltäglichkeiten als heilsame Neuerung hinzugewinnen würde und bereits die schneidende Tatsächlichkeit einer Reise ohne Rückkehr als Arznei hatte. Dass er die bisherige Reise weitestgehend im Modus Reisekokon verbracht hatte, war hierbei symptomatisches Erbe. Wer, wenn nicht er, war für solche intellektuellen Formen der Eskapade prädestiniert. So war er doch über 20 volle Sonnen-Jahre in der Disziplin der Disziplinen ausgebildet und dabei mit neuster Köper- und vornehmlich Geistestechnologie ausgestattet worden, kurz bevor Armageddon-Light dann seine zugegeben schon etwas überfällige Finalakkreditierung endgültig vereitelt hatte.

 

„Nun also mit Humor als Mittel zum Zweck der Maskierung und somit als Medium der Verdrängungsarbeit; besser jedenfalls, als tödlich zu resignieren, wie das ungeahnte Prozente der solaren Bevölkerung in der Zwischenzeit getan hatten“, versuchte ein verirrter, eventuell von Xaya oder Nietzsche geprägter Impuls ihn erfolglos zu irritieren. Sich in diesem Zusammenhang zu den anteilig gefassten Statistiken, die er vor einigen Standard-Monaten noch vor Augen gehabt hatte, absolute Zahlen vorzustellen, besonders bei der Kategorie Suizid und suizidanaloge Todesfälle, wagte er nicht einmal ansatzweise. 15,76% von einst noch rund 10 Milliarden, die selbst wiederum nur die Überlebenden von dereinst beinahe 35 Milliarden Menschen im Sonnensystem gewesen waren. Nicht einmal das vermeintlich Meisterargument, noch am Leben zu sein, lebeding zu sein und noch hoffen zu können, half bei dieser unbegreiflichen Dimension des Leids weiter.

 

„Wie kompliziert Datierung heutzutage geworden ist, seit kaum noch astronomische Stabilität gewährleistet ist und nicht mehr nur jeder Himmelskörper an sich seine relativen Eigenzeiten hat, sondern diese sogar noch jeweils für sich dynamisch geworden sind“, dacht er in dem kläglichen, sermonartigen Versuch, seine Gedanken wieder in die jetzt sogar sympathisch erscheinenden Bahnen seiner anfänglichen Rechenneurose zurückzulenken.

„Bitte aktivieren sie Ihr schützendes Stabilisierungsfeld! Falls dies nicht ihrerseits geschieht, übernimmt es die Automatik 90 Neu-Sekunden nach dem Ende dieser Mitteilung für sie“, flüsterte eine sonore und etwas laszive Frauenstimme scheinbar direkt und mitten in seinem Kopf. Er hatte sie zu Beginn seines sehr unbequemen, da schwerkraftinstabilen Flugs vom Mond zur Erde selbst eingestellt. Anstatt wie die meisten Reisenden über ein lokales Eingabefeld am Sitzplatz, war dies bei ihm über eine Eingabemaske und die Kanäle des Konzils geschehen. Er gratulierte sich jetzt entschieden zu diesem Entschluss; zudem bedankte er sich still in metaphysischer Richtung für den gütigen Zufall, dass die Ablenkung der Sicherheitswarnung ihn erfolgreich von seinen mehr als unerfreulichen Grübeleien befreit hatte. Zumal er damit abermals sein zuvor bestärktes Verhaltens-Credo, keine Zuflucht in Erinnerungen an die alte Zeit zu suchen, tendenziell wieder einmal zu unterlaufen begonnen hatte; von der kalten, fast zynischen Abstraktion unermesslichen Leids mal ganz zu schweigen.

Über dreifaltige Narrheit und milde Paradoxie

Etwas weniger ominös als das vorherige, erscheint das heute aufgefundene Text-Fast-Food dafür in Rückblick auf den Zusammenhang milde paradox. Wenn ein politischer Aktivist, dessen gewaltfreies Handeln ihn trotzdem zum Terroristen degradiert, nach einer über Monate unablässig fortgeführten Zitat-Anschlagserie überall in Quanzland auf einmal solche Töne, wie unten zu lesen, anschlägt, mischen sich Reue, Subversion und Radikalität untrennbar miteinander. Überdies die erste Dopplung eines Werks in dieser Folge, was entweder bedeutsam, irrelevant oder beides auf einmal sein könnte.

Einen guten Ausklang des Wochenendes, Euer Satorius


Soll ich zusammenfassen, was ich in meiner Einsamkeit und Freiheit gelernt habe? Das Gespinst des Lebens ist ein wunderbarer und sinnloser Tanz. Das Gespinst des Lebens ist ein Prozeß [sic!] mit einem beweglichen Ziel. Das Gespinst des Lebens ist ein vollkommenes Kunstwerk genau da, wo ich im Augenblick sitze. Diese Annahmen können innerhalb der Logik nicht alle zutreffen, aber sie sind trotzdem wahr. Um so schlimmer für die Logik.

 

[…]

 

Die größte Narrheit überhaupt ist die Annahme, dieser Augenblick könnte anders sein als er ist. Die zweitgrößte Narrheit ist, sich trotzdem für den Augenblick, so wie er ist, die Schuld zu geben. Die drittgrößte Narrheit ist, einen anderen Sündenbock zu finden. Die erste Narrheit heißt Phantasie [sic!, auch wenn es so schöner aussieht], die zweite Gewissen und die dritte Weltverbesserei. Diese Narrheiten sind allesamt Perversionen der Sprache, die auf dem Unterschied gründen zwischen dem, was wir uns vorstellen können und dem, was wir tatsächlich vorfinden und ertragen. Gerade diese Sprachperversionen haben uns zu Menschen gemacht und vielleicht machen sie uns eines Tages zu mehr als das. Wären wir völlig gesund, würden wir nie über etwas anderes nachdenken als das, was wir vorfänden und ertrügen, so wie andere Tiere.

 

Robert Anton Wilson (1932 – 2007), Die Illuminaten-Chroniken Band 3 – Der Schöpfer: S. 119f. (1992)

 

Etwas Ominöses für Zwischendurch

Die Frequenz der sog. Gedanken-Attentate unseres unbekannten Textspenders nahm zwar ab und der Sinn seiner Taten erschließt sich kaum mehr, aber er macht beharrlich weiter und fährt in seinem ominösen Tun fort. Schlau werde aus diesem Text-Fast-Food, wer will:


 

Was empfindet man? Was sieht man? Wunderbare Dinge, nicht wahr? Außergewöhnliche Schauspiele? Ist es wirklich schön? Und wirklich schrecklich? Und wirklich gefährlich? – Dies sind die gewohnten Fragen, welche die Unerfahrenen mit  einer gewissen, mit Furcht vermischten Neugier an die Eingeweihten richten. Man könnte sagen, es sei eine kindliche Ungeduld, etwas zu erfahren, wie sie beispielsweise bei Leuten, die ihre Ecke am Kamin nie verlassen haben, vorkommt, wenn sie sich einem Menschen gegenüber sehen, der aus fernen und unbekannten Ländern zurückkehrt.

 

Charles Baudelaire (1821 – 1867), Die künstlichen Paradiese: S. 23. (III. Das „Theatre de Seraphin“; 1860)

 

#2/12 – Hört, hört: Ein Erstling kann beschaut werden

Stolz präsentiere ich hier direkt im Anschluss an den gestrigen Auftakt und ohne viele einleitende Worte den zweiten Teil der Erstlingsbeschau für Neugierig.

Viel Spaß beim beschaulichen Lesen, Euer Satorius


Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters

Teil 2 von 12: Seiten 4 bis 7.

Die derzeit vordringliche, aber zum Glück nur kurzweilig folgenreiche Misere war also seine seit fast einem Jahrzehnt gewachsene psychische Abhängigkeit von den Errungenschaften, Einflüssen und Einflüsterungen seines Gedankenkonzils und seiner Mitglieder. Diese spezifische Bauart eines Cerebral-Augmentats war, wie viele andere seiner Art, Ergebnis langwieriger interdisziplinärer Forschungen und gestattete es dem Benutzer grob gesagt, seinem Bewusstsein eine Art Betriebssystem – bei Satorius das Gedankenkonzil – mit vielfältigen Funktionen hinzuzufügen. Auf dessen Basis konnten dann diverse Erweiterungen installiert werden. Beispielsweise waren autarke Persönlichkeits-Module – oder eben Mitglieder – eine gängige Implementation der technologischen Möglichkeiten der Zeit. Auf diese illustre Runde von Bewusstseinsgefährten musste Xaver im Moment gezwungenermaßen verzichten. Da sie in ihrer Konfiguration und Kombination seine Persönlichkeit wunderbar, aber leider dringend nötig ergänzten und ihm mit ihren Möglichkeiten sehr leistungsstarke und hilfreiche Begleiter waren, herrschte insofern kognitiver Ausnahmezustand. Aktuell nämlich waren sie seltsam gestört und gaben nur noch von Zeit zu Zeit kurze und fragmentarische Impulse von sich. Wenn man allerdings bedenkt, dass sie streng genommen, komplett heruntergefahren sein sollten, eine bisher dankenswerte Fehlfunktion, die bis jetzt immerhin für gelegentliche Kurzweil gesorgt hatte, aber zunehmenden eskalierte.

 

Die Reise an sich war erzwungen. Seine finanziellen Mittel und insbesondere die persönlichen Spielräume hatten sich im Lauf des vergangenen Sonnen-Jahrzehnts unwiederbringlich erschöpft, nicht zuletzt wegen seines Fluchtproblems. Deshalb mussten zweite und auch erste Flucht nun unbedingt aufhören. Insbesondere aus beruflichen Erwägungen und dabei vor allem angesichts der schleichenden, aber unweigerlichen Entwertung reingeistiger, theoretischer Kompetenzen, die in der vergangenen Dekade gefühlt wie tatsächlich immer stärker um sich gegriffen hatte. Es blieb ihm also erst einmal nur der Weg von der Theorie in die Praxis; immerhin die der gut dotierten Elitenerziehung und -bildung. Eine berufliche Option, bei deren Anbahnung er noch von den Kontakten aus der alten Akademiezeit hatte profitieren können. Wie er insgesamt der Academia den Großteil seins derzeitigen materiellen Wohlstands verdankte. Zu allem Überfluss war die Verbreitung rein-ziviler oder auch nur im Ansatz ethisch vertretbarer Forschungsprojekte eingebrochen, aber vielleicht würde sich dieser Missstand auf mittlere, optimistische Sicht hin wieder bessern und damit eine Überlegung wert sein. In dieser, wie in so fast jeder anderen Hinsicht jedoch, herrschte eine unklare Faktenlage: Der Fluss des Lebens war abrupt ins Stocken geraten und doch wider jedes Erwarten stockend wieder in Fluss geraten.

 

Nach 5 Aktuell-Tagen also befand er sich also bereits fast wieder auf der guten alten, neuen Erde. Das war damit einen Tag früher, als er angesichts der interplanetaren, politischen Zustände, die im Moment seiner minutiösen Reisekalkulation geherrscht hatten, für möglich gehalten hatte. „Wobei man hier treffender von militärischen, denn von politischen Zuständen sprechen sollte!“, wurde er geistig, jedoch sehr leise vernehmbar, von einem Aspekt seines Konzils augmental beeinflusst. Der thematischen Zuständigkeit nach ähnlich und aber dem gedanklich-sanfteren Unterton nach sicher Sokrates und nicht Nietzsche. Dafür brauchte er sich nachher nicht einmal die internen Logs ansehen oder später einfach nachfragen, wenn wieder alle Funktionen, Instanzen und Module des Gedankenkonzils störungsfrei aktiviert sein würden.

 

Warum Sokrates eigentlich „Sokrates“ hieß? Wohl am ehesten deshalb, weil er – besser müsste man ja sagen: es, das Modul – unabhängig vom jeweiligen Wissensgebiet operieren konnte und beim Vergleich, insgesamt der Bewertung und dem analytischen, wie synthetischen Umgang mit Wissen und Informationen im allgemeinsten Sinn dieser Begriffe behilflich war. In lebenspraktischer Hinsicht unterstützte dieses Modul die alltägliche Gesprächsführung, besonders wissenschaftliche Diskurse, aber auch die Sprachspiele des Sozialen. Gerade letzteres, das Sich-Öffnen für andere und eine gewisse Dialogbereitschaft sowie Diskussionsfreude wurde ein zunehmend wertvollerer Aspekt der kognitiv-emotionalen Selbstoptimierung. Offenheit, Gesprächskompetenz und eine Art schonungsloser Klarheit waren wertvolle Ressourcen. Neuerdings, in Synergie mit Matrina und Xaya steigerte und verstärkte sich dieser Effekt noch komplex. Damit füllte Sokrates einige größere Lücken, die Xavers Charakter zu bieten hatte: Lebendige, gesprochene Kommunikation, insgesamt Extraversion und in Ansätzen auch Empathie und zwischenmenschliche Bindungsfähigkeit. Zudem gewährleistete er viele Fähigkeiten und Fertigkeiten von beruflicher Relevanz in erstaunlich passgenauer Form. Er war der perfekte, mentale Berater eines Theoretikers und theoretisch auch Praktikers von Wissen, Bildung und Erziehung. Nicht zufällig genau auf die Bedürfnisse der Academia Universalis zugeschnitten, wurde eine Grundversion eines solchen Moduls allen Adepten nach der Konstituierung ihres Gedankenkonzils feierlich installiert. Insofern war Sokrates auch das erste und somit älteste Zusatzmodul mit ultrastarker KI und erweiterten Kognitiv– und Individuationsfunktionen, welches den Fast-Magister auf seinem Lebensweg begleitet hatte.

Gerade weil dieser Abschnitt der bei weitem zivilisierteste Teil seiner ca. 2 Neu-Wochen dauernden Reise gewesen war, freute er sich über den unerwarteten, frühzeitigen Puffer. Damit konnte er vielleicht in der weiteren Planung doch einen Besuch in den erlesenen, erhalten gebliebenen Zeichennetzen einschieben, die ihm bald in Europa offenstehen würden. Er stand damit also kurz vor dem Ende seines ersten interplanetaren Fluges seit – ja, seit der schicksalhaften Passage kurz nach der überraschenden und überstürzten, ersten Flucht. Einer Flucht, die aufgrund des Zusammenbruchs der Normalität vor gut 10 Sonnen-Jahren unumgänglich geworden war. So lange dauerte das Ende der Geschichte nunmehr schon an; der alten Geschichtsschreibung wohlgemerkt, mit ihrer chronologisch-fugenlosen Glattheit und dem untergründig längst ausgeträumten Traum umfassenden Universalität.

 

„Wem in dieser neuen Welt geht es wohl nicht andauerend so wie uns jetzt gerade?“, meldete sich ein weiterer Aspekt des Konzils im Jammerton kollektiven Selbstmitleids zu Wort, dem er jedoch augenblicklich Einhalt gebieten wollte. „Hätten die alten Meister der Menschheit schon gewusst, welch unbegreifliches Leid kosmischen Ausmaßes mindestens 2 bis 3 Generationen zu erdulden haben würden, dann hätten sie sich mit ihrer Lebenskunst und all ihrer Ethik damals etwas mehr Mühe gegeben“, ließ er, sofort etwas wehmütig geworden, doch noch einen letzten subtilen Gedanken in dieser Richtung zu; der letzte war vermutlich Nietzsche geschuldet, der erste ging am ehesten auf die sensible Matrina zurück. Er befand sich in der verwirrenden Lage, die eigene, innere Quellenlage nicht klar übersehen und damit seine Gedankenimpulse eindeutig adressieren zu können. Zudem waren die künstlichen Aspekte seines Selbst die meiste Zeit über nur subtil und sporadisch wahrnehmbar, was deren Kontrolle merklich erschwerte, die üblicherweise effektvollen Visualisierungen in seiner Wahrnehmung tilgte und die ansonsten wirksame Integration der Mitglieder des Gedankenkonzils zu der zusammengesetzten Persönlichkeit von Xaver Satorius nahezu aufhob. Wie wertvoll ihm die charakterlichen Zugewinne durch die Module geworden waren, merkte er gerade eindrucksvoll und schmerzlich zugleich. Die zeitliche Präzession und kompromisslose Radikalität dieses Einschnitts waren einem Komplex aus Astronomie, Antriebs- und Angriffstechnologie geschuldet.

 

Leider stand gänzlich in den Sternen, ob die spontan getätigte Einschätzung – 2 bis 3 Generationen – Optimismus, Pessimismus oder, so nahm er selbstbewusst an, doch eine Form von Realismus war. Für eine zivilisatorische Situation, wie sie derzeit im Sonnensystem herrschte, hatte es schlicht keine vergleichbaren Vorläufer in der Menschheitsgeschichte gegeben und damit auch keinerlei Empirie für ernsthafte Prognosen. Es hatte seit einigen Jahrhunderten verschiedenste Epi-, Pan– und Holodemien mit ähnlichen Letalitätsquoten gegeben. „Pest, HIV/Aids, Ebola, Marsfieber und H23BN3“, meinte er sich richtig an ein paar Namen zu erinnern. Bei all jenen aber, und das markierte den entscheidenden Unterschied, konnten Schicksal, Gott oder mangelnder medizinischer sowie gesundheitspolitischer Fortschritt als annehmbare Gründe angeführt werden.

 

Der liebste, innere Dialog- und Gesprächspartner von Sokrates war Nietzsche, der seinerseits eine Mixtur aus metakognitiven, sozialen und charakterlichen Aufgaben zu leisten hatte. So war es seine Domäne, in selbstzweckhaftem Maße zu hinterfragen und zu zweifeln – mehr noch sogar als Sokrates, der in dieser Hinsicht seinem historischen Namenspatron dennoch ähnlich war – sowie bei jedem logischen Schluss und jeder moralischen Wertung den egozentrischen, meist zynischen, wie kynischen Gegen-Standpunkt einzunehmen. „Mit dem kritischen Hammer und einer Prise maliziösem Humor immer munter in Bausch und Bogen gegen alles und jeden zu Felde ziehen!“, hätte man seine Leitmotive treffend zusammenfassen können. Man könnte ebenso treffend behaupten, die KIs entwickelten sich parallel und im Wechsel mit ihrem Träger zu eigenständigen und reiferen Versionen ihrer Grundversion, womit auch interessante Binnen-Persönlichkeiten heranreiften. Die internen Beziehungsdynamiken, die zwischen diesen entstanden waren, waren skurriler bis banaler Art – gerade Nietzsche war auffällig begabt in der skurrilen Richtung. Er sorgte in Beratungen, besonders denen des gesamten Konzils notorisch für Kontroverse und mit seinen amüsanten, aber ätzenden Provokationen nicht selten für einen Eklat.

Träume in Orange

Heute ein einfache und wahlweise eine schwere Variante des Rezeptes; von einem genial leckeren, pervers-gesunden Salat für Freunde der Karotte aka Mohrrübe aka Möhre. In einem Wort, das ohne diese Einleitung alles gesagt hätte, ausgedrückt: Synonymie – auch wenn darüber häufig, teilweise leidenschaftlich geführte Diskussionen entbrennen mögen.

Die zwei verschiedenen Rezepte-Varianten entspringen der Idee, aus eigentlich kaum als Rezept beschreibbaren, singulären Kochereignissen, doch etwas Bleibendes und Praktikables zu gewinnen. Wertschöpfung am Singulären, ein irgendwie sündiges Unterfangen. Aber ein Rezept stellt immer auch ein Chance dar, Erfahrungen – negative wie positive – aus Kochexperimenten einfließen zu lassen und so bewusst etwas künstliches, aber empirisch und rational Verbessertes und Verbesserbares zu erschaffen – offener Text. Das dieser Text als Rezept mehr zu leisten vermag, als die lapidare Aussage: „Du, gestern da hab ich toll gekocht und das Essen hat danach lecker geschmeckt. Das glaubst du nicht!“, ist ein triviales Argument, aber nicht weniger wichtig. Der Text kommt aber mit seinen Darstellungsmitteln bereits dort an seine Grenzen, wo es um fein abgestimmtes, womöglich korrigiertes Detail im Geschmackserlebnis geht und wilde Spontanität beim Kochen geht. Gerade bei selbst kreierten Curries spielt eine ganze Palette von Aromen und Zutaten eine Rolle und es verlöre enorm an Zauber und Reiz, wenn man dabei immer und minutiös mit Waage, Stoppuhr und Notizbuch zu Werke gehen würde. Also stehen die durch Experiment und Darstellung mögliche Optimierung einer Rezept-Idee gegenüber dem einmaligen Erlebnis des freien Kochens im Rausch der kreativen Schöpfung – singulär eben – als zwei polare Aspekte der Analyse oder der praktischen Haltungen beim Kochen selbst. Ich bevorzuge alltäglich die zweite Variante mit gelegentlichen Ausflügen in die Gefilde der ersten Art des Kochens und Denkens – Mode 1 und Mode 2 Kochen quasi. Diesen einfachen Dichotomien korrespondieren dann auch irgendwie die beiden Schwierigkeitsgrade des Rezepts – aber nur irgendwie.

Man vergebe mir gnädig diesen ersten philosophischen Ausrutscher; aber vor diesem sporadischen Bedürfnis, die Erfahrung des Kochens zu reflektieren, wurde ausdrücklich gewarnt. Allem voran ist das Schreiben von Rezepten eine hoch interessante und lehrreiche Tätigkeit. Der Versuch, bleibenden Wert und pure Objektivität zu schaffen; ohne sprachliche Schnörkel und unnütze Ornamente, ist eine heilsame Kur für jeden Texter. Kommen wir nun also endlich zum praktischen, konkreten Teil: dem Rezept, das nie wieder auf die gleiche Art, aber immer wieder auf eine neue und vielleicht bessere Art von Euch und mir zubereitet werden kann. Zwischen dem einfachen Vorschlag und dem übertriebenen Idealvorschlag, der gerne überholt werden kann, schwanken hier die Ansprüche des Gerichts. Welches Wort oder welchen Anspruch man auch immer für sich selbst wählt, hier sind die zwei Wege zu den Träumen in Orange.


Arabisch-indischer Karottensalat

– Metadaten des Gerichts –

Kochniveau: 3/10 oder 5/10 – Dauer: ca. 25/35 Minuten – Kosten: Günstig oder mittel

Rezept zum Ausdrucken: Arabisch-indischer Karottensalat (PDF)

Gemeinsame Zutaten

  • mittelgroße (ca. 400g) Karotten
  • 2 EL Essig
  • 1 EL Limettensaft (Alternativ Zitronensaft)
  • 1 EL Sojasoße
  • 1 mittelgroße Zwiebel  (Meine Favoriten sind besonders hier die roten, aber die Wahl der Zwiebel bleibt weiterhin selbstverständlich jedem Koch überlassen)
  • 1 Zehe Knoblauch
  • 1 TL Salz (In Fällen wie diesem immer lieber Fleur de Sel, wenn man mich fragt)

    Einfache Variante

  • 4 TL Currypulver
  • 1 TL Chillipulver (Hier kann scharfe Paprika oder Cayennepfeffer als Ersatz dienen)
  • 1 TL Kardamom
  • 3 EL Orangensaft
  • 1 TL schwarzer Pfeffer
  • 1 EL mildes Öl
  • 1 TL Zucker
  • 1 EL Küchenkräuter
  • 1 Prise Zimt
  • 1 Spritzer Orangen-Aroma (Wenn es sein muss, tut es wirklich auch das Backaroma)

        Übertriebene Variante

  • 3 EL Mango-Maracujasaft
  • 1 TL grüne Kardamom-Kapseln
  • 1 TL Koriandersamen
  • 1 TL gemahlener Ingwer
  • 1 EL Pistazienöl
  • 1 TL Bockshornkleesaat
  • 1 TL schwarzer Pfefferkörner
  • 1 TL ganzer Kreuzkümmel
  • 2 TL Schwarzkümmel
  • 1 Prise Fenchelkörner
  • 1 cm Zimtstange
  • 1/3 Anisstern
  • 1 kleine getrocknete Chili
  • 1 TL Orangenöl (Abrieb unbehandelter Orangenschale könnte einen Versuch wert sein)
  • 1 EL frischer Koriander
  • 1 EL frische Minze

        Praxis-Anleitung

  1. Zu Anfang die Karotten waschen und grob reiben. Zwiebeln schälen und fein hacken.
  2. Nun das Gemüse mit allen gemeinsamen Zutaten in eine Schüssel geben und vermengen.
  3. Bei der einfachen Variante zuletzt die restlichen Zutaten hinzufügen; noch einmal gut umrühren und ca. 10 Minuten luftdicht ziehen lassen. (Hier endet somit bereits die nicht erprobte, aber gedanklich für gut befundene, simple Variante des Gerichts)
  4. Für die übertriebene Variante als nächstes Koriandersamen, Kardamom-Kapseln, Bockshornkleesaat, Zimtstange, Anisstern, Chili, Pfeffer, Fenchel und Kreuzkümmel in einer Pfanne ohne Fett max. 5 Minuten anrösten und besonders auf die Gefahr des Anbrennens achten.
  5. Während die Gewürze in der Pfanne liegen, alle übrigen Zutaten bis auf den Schwarzkümmel zum Salat hinzugeben und gut vermischen.
  6. Dann die fertig gerösteten Gewürze in einem Mörser zerstoßen und ordentlich vermahlen. Die Gewürze daraufhin zum Salat geben und gut vermengt 10 Minuten ziehen lassen.
  7. Zum Abschluss den Schwarzkümmel ganz leicht anrösten und über den nochmals durchmengten Salat streuen.

#1/12 – Hört, hört: Ein Erstling kann bestaunt werden

Heute eröffne ich feierlich und mit einer tiefen Verbeugung eine neue Kurzserie innerhalb der Fiktionalen Kleinode. Es handelt sich um Teil eins einer zwölfteiligen Text-Serie, bestehend aus dem ersten Zugang zu einem überraschenden Erstlingswerk. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen werden die weiteren elf Teile schrittweise folgen. So dass am Ende der Folge der komplette Text  „Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters vorliegen wird.

Ein guter Freund aus der Metatext-Redaktion, der seinerseits anonym bleiben möchte, gab mir kürzlich diese ersten 35 Seiten seines ambitionierten Versuchs, Literatur zu erschaffen. Er war weit bescheidener in seiner Wortwahl, aber als literarischer Versuch geht das Ergebnis seiner Bemühung auf jeden Fall durch; und das ambitioniert wage ich ganz verwegen. Als kleines Dankeschön für mein stets offenes Ohr in dieser Hinsicht und die Möglichkeit der hiesigen, Test-Publikation, hat der Autor dem Protagonisten des ersten Kapitels meinen Namen zum Nachnamen gegeben. Zwar soll dieser Xaver Satorius nur ein, wenn auch bevorzugter Hauptakteur unter und neben vielen anderen sein, aber mit seinem Gedankenkonzil ist er an sich schon ein lesenswertes Kuriosum. Man könnte, wenn dieser literarisch-technologische Hybrid konsequenter in den Plot eingeflochten würde, mit ihm alleine Kapitel füllen. Denn wirklich alleine ist der vielstimmig Typ eigentlich nie. Aber urteilt selbst über die ersten Seiten des ersten Kapitels eines noch namenlosen Episodenwerks, eines ebenso namelosen Freundes. Ich jedenfalls werde seinen Text wie meinen Text behandeln; ihn sorgsam formatieren, immer pfleglich behandeln und wohl portioniert publizieren. Korrektur gelesen habe ich ihn jedoch nicht, hoffen wir also auf die Sorgfalt des Autors.

Besonders hier sind Kommentare sicher hoch willkommene Anregungen, die dem Lehrling der Textkunst auf seinem Weg gewiss weiterhelfen. Hauptsache ist hier, dass sie gerne kritisch sein dürfen, dabei bevorzugt aber konstruktiv formuliert werden sollten. Versteht Euch als gutmütige Lektoren und verzichtet auf Wertungen im Stile von: „Was ein Scheiß – ab  damit in den Papierkorb und zwar ganz schnell!

Ein hoch auf den steinigen, erbaulichen Weg in die Kunst, Euer Satorius


Die Heimkehr des verspannten Fast-Magisters

Teil 1 von 12: Seiten 1 bis 4.

Zunächst kratzte er sich nur flüchtig. Im Nacken am Haaransatz begann er, ging aber sofort nahtlos dazu über, seine Nackenmuskulatur immer energischer zu massieren. Was dort seit einigen Stunden an Verspannung gewachsen war, entsprach proportional so ungefähr dem Maß an Veränderung, das sein Leben seit Längerem irritierte. Eine neuerliche Veränderung, eine epochale Entwicklung und ein akuter Zustand spielten in diesem Zusammenhang herausragende Rollen.

 

Entgegen seiner an sich sesshaften und gemütlichen Natur, die zu Kontemplation und Trägheit, leider aber auch zu Weltflucht neigte, befand sich Xaver Satorius [Hervorhebung durch Satorius] seit nunmehr 5 Aktuell-Tagen auf der Reise. Deren Ziel würde, so hoffte er, sein neues Zuhause werden. Für welche Dauer und ob überhaupt, stand dabei zunächst gänzlich offen. Trotz aller Fährnisse und Unannehmlichkeiten, die ein interplanetarer Umzug unter herrschenden Zuständen mit sich brachte, erwartete ihn dort die Chance auf eine verheißungsvolle Anstellung. Damit würde er in seiner beruflichen Laufbahn den Schritt vom Theoretiker zum Praktiker beschreiten. Über die klassischen Anforderungen an einen Bewusstseinsformer hinaus, kämen ihm die Rollen eines moralischen Erziehers und intellektuellen Mentors zu, vielleicht gar in späteren Jahren diejenige eines Vertrauten.

 

Heraus aus dem eben noch erträglichen, lunaren Exil, der nie so recht lieb gewonnenen Zuflucht, führte ihn sein Weg. Er hatte die mickrige, aber immerhin sehr sichere Siedlung verlassen, deren einzige Existenzberechtigung in ertragreichem Tiefenbergbau bestand und die nicht einmal einen echten Namen erhalten hatte. Warum gerade hier eines der Refugien der Academia Universalis verborgen war, beantwortete die schiere Irrelevanz dieses Ortes in solarer Perspektive eindrucksvoll. Keiner der diversen kriegstreibenden Akteure und vornehmlich deren todbringende Schergen interessierte sich für diese unbedeutende Gegend. Beginnend in jener trotz allen technischen Fortschritts noch immer schlecht erschlossenen Region auf der dunklen Rückseite des Mondes, hatte ihn seine bisheriger Route über nur wenige Zwischenstationen zum zentralen Raumknoten des Erdtrabanten in Eluna geleitet. Dort hatte er sich ohne Umschweife, so sah es nämlich seine rigide Planung vor, eine Passage in Richtung traumatische Vergangenheit gebucht: Destination Erde!

 

Ohne sich auf seinem Weg ernstlich mit seiner Umgebung zu beschäftigen, war er die meiste Zeit über in einer sensorisch-geschützten, digital-aufbereiteten Hyperrealität seines Gedankenkonzils unterwegs gewesen. In einem als Reisekokon bezeichneten Modus dieser Bewusstseinserweiterung, die ihm trotz minimalem Kontakt zur Außenwelt eine zielstrebige, hoch effiziente Fortbewegung ermöglichte; Mobilität fast ohne Reibung mit der Umwelt, der Kontrapunkt zu dem, was in früherer Zeit als Flanieren Kulturgeschichte geschrieben hatte. Er hatte diesen Daseinszustand öfter gesucht, als er sich das wünschte – mehr noch sehnlich erhoffte. Er musste sich unbedingt wieder mehr an die reale Welt, die Menschen dort und vor allem den Umgang mit beidem gewöhnen, sonst würde er es zukünftig schwer haben. Sowohl in professioneller, als auch existenzieller Hinsicht waren die Rückkehr in die wirkliche Welt und vor allem die Wiederaneignung des Sozialen essenziell. Die Fähigkeit zu Empathie und das Erzeugen von Bindung würden unumgängliche Ebenen seiner praktischen Arbeit sein, dabei half ihm all seine theoretische Kompetenz, mehr noch Brillanz, nur mäßig weiter. Die womöglich starken Emotionen, die unvermeidliche Folge dieses Pfades sein würden, bestünden angesichts der epochalen Entwicklung wahrscheinlich eher in Leid und Schmerz, denn in Glück und Freude.

 

Im Anflug einer Marotte – damit zum akuten Zustand – rechnete er in Nanosekunden-Schnelle mithilfe einer der verbliebenen, recht simplen Kognitivfunktion seines zur Zeit eigentlich inaktiven Gedankenkonzils um: „5 Aktuell-Tage entsprechen, laut letztem von Googol recherchiertem Kurs für den Planeten Erde, 1,23 alten Tagen. Zudem besitzt diese vergleichsweise weit verbreitete Kalendarik sowohl im Zentralknoten Frankfurt Rhein/Main, als auch im gesamten übrigen Einflussbereich der Karlus-Korporation und insgesamt in weiten Teilen Europas Gültigkeit. Also wäre ich bereits 5 mal 1,23 Tage unterwegs gewesen; damit im Ergebnis exakt 6,15 Tage, bevor damals plötzlich die ganze Welt auf die schiefe Bahn geraten ist – knapp 6 Tage!“, rief er sich sofort gedanklich und damit gleich doppelt zur Ordnung.

 

Nicht in neurotischem Ausmaß detailverliebt zu sein, war als mentale Einstiegsübung zunächst noch relativ leicht machbar, da an sich emotional wenig brisant. Sich ganz alleine seinen übrigen Existenzmustern und der neuerlichen Entwicklung zu stellen, war hingegen schon reichlich zermürbend. Einerseits galt es damit einiges zugleich zu beherrschen und andererseits täuschte der wohlfeile Fachbegriff Potenzialreduktion über die praktischen Schwierigkeiten seiner Umsetzung hinweg. Gezielt und kontrolliert wenig Wiederholung sowie Verstärkung von ungewolltem Denken und Verhalten zuzulassen, war zwar schon konkreter, aber dennoch nicht leichter zu realisieren. Denn ohne die mannigfachen Formen medialer Zerstreuung und schlimmer noch ohne höhere augmentale Unterstützung musste er derzeit sein Dasein fristen. Seine Existenz wurde derzeit durch mentale Disziplin, die kärglichen Eindrücke aus der realen Umgebung und sporadische, kaum hilfreiche Impulse seines Gedankenkonzils bestimmt; fast nur sein nacktes Ich war im Moment präsent – ein höchst ungewohnter Bewusstseinszustand für Xaver. Hierbei bereitete ihm neben seiner ausgeprägten Weltfremde, der mangelnden Veränderungsintoleranz und der sozialen Inkompetenz besonders eine Aufgabe höchste Pein: Es galt die existenzielle wichtige Herausforderung zu bewältigen, seine mehr als schmerzlichen Gedanken an die mittlerweile vernarbten Wunden der Vergangenheit zu bannen und dabei zugleich der bitter-süßen, nostalgischen Versuchung romantisch-naiven Heimwehs zu widerstehen.

 

So in etwa artikulierten sich die Ansprüche an eine rational wie emotional kluge Haltung in der aktuellen Situation und nur eine solche war der Lebenskunst eines Magister Universalis angemessen. Eines Fast-Magisters genauer gesagt, wie er bei den anfangs immer seltener gewordenen und dann irgendwann ausgebliebenen, heiteren Gelegenheiten zu scherzen gepflegt hatte. Nun würde es bei diesem Titel bleiben müssen, denn die materiellen wie ideellen Strukturen der ehemals einflussreichen Academia Universalis existierten nur noch in verstreuten Bruchstücken, wie die vieler anderer Institutionen und Errungenschaften menschlicher Kultur; aber immerhin sie existierten, noch immer, nach Allem! Bis diese zivilisatorischen Scherben, wenn überhaupt, je wieder zu einem lebendigen, noch gar harmonischen Ganzen zusammengesetzt sein würden, waren geachtete Titel, renommierte Abschlüsse und wichtige Prüfungen weitestgehend abgeworfene Aspekte. Deren Verlust allerdings wog weit weniger schwer, als derjenige des selbstverständlich gewordenen, kulturellen Erbes der solaren Menschheit: Sicherheit im Einklang mit Freiheit, Gerechtigkeit gepaart mit Frieden, Humanität im Angesicht radikaler Pluralität sowie nicht zuletzt Fortschritt im Verbund mit Hoffnung! Alles zusammen höchst allgemeine Begriffe, die durch die letzten Epochen der Menschheitsentwicklung an historischer Kontur gewonnen und erstaunliche Wirksamkeit entfaltet hatten. Notwendig ging mit dieser Konkretisierung eine Wandlung einher, sodass Interpreten des 21., noch gar solche des 16. oder sogar vorchristlicher Jahrhunderte sie kaum noch wiedererkannt hätten. Jedoch galt Entsprechendes in eklatanterem Ausmaß auch für die letzte Generation. Xaver selbst hatte bereits und würde weiterhin die Spuren dieser großen utopischen Idee der Kulturgeschichte in kuriosen, abwegigen Windungen sich verändern sehen.    

 

„Nicht wieder daran denken; schau doch nicht immer zurück Richtung Vergangenheit, sondern voraus in eine unweigerlich bessere Zukunft!“, schallte es kraftlos und ziemlich plakativ durch sein Bewusstsein. So waren ihm die Mitglieder seines Gedankenkonzils wahrlich keine Hilfe bei der Bewältigung der akuten Krise. In ihrer existenziellen Problematik schon anspruchsvoll genug, wurde diese Last ihm ganz alleine aufgebürdet. Ohne zuverlässige technisch-kognitive Unterstützung, geriet die Situation zunehmend zu einer Grenzerfahrung.

 

In einem zynischen, inneren Lachanfall über die Tortur an Reflexionsakrobatik und Gedankengymnastik kehrte er ins Hier und Jetzt und damit zu einer simplen, noch immer beharrlich dumpf-schmerzenden Nackenmuskulatur zurück. Er wünschte sich in diesem Moment, in den letzten Jahren Gymnastik ernster genommen zu haben; er hätte wirklich mehr Zeit mit der Pflege seines Körpers verbringen sollen, anstatt sich fast nur noch im technologischen Äther des Gedankenkonzils und in Gegenwart dessen diverser Module aufzuhalten. Anfangs, gerade für seine Profession, in soeben noch zulässigem Maße betrieben, wurde seine Weltflucht ab einem bestimmten Punkt wirklich problematisch. Er hatte begonnen, sich immer öfter und immer länger mit den Möglichkeiten des Konzils sowie der Hilfe und Gesellschaft der mittlerweile 6 Mitglieder an alles erdenkliche und greifbare Wissen über verlorene Welten und verlorene Zeiten zu klammern. Wo es zu Beginn noch berufliche gesetze sowie private motivierte Schwerpunkte in seinem Handeln gegeben hatte, wurden seine Forschungen zunehmend willkürlicher und wahlloser – zuletzt waren sie zum reinen Selbstzweck degeneriert. Diese Eskapaden hatten schließlich sogar fast seine komplette Freizeit und die eben noch vertretbaren Anteile der an sich schon geringen Arbeitszeit ausgefüllt. Immerhin hatte er sich während dieser Aufenthalte in den künstlichen Paradiesen Unmengen an totem, besser verstorbenem Geschichtswissen erworben. Den eigentlichen, unsagbaren Grund dieser zweiten Flucht, die unvorstellbaren, milliardenfachen Schrecken der solaren Wirklichkeit und deren naher Vergangenheit, hatte er tief vergraben; vergraben unter Unmengen frischer Graberde einer beständig fort exhumierten historischen Erinnerung – selbstverständlich unter Aussparung der neueren Geschichte.

Unverfängliches aus Griechenland

Eine köstliche Salatvariation, die sogar als Hauptgang dienen kann. Bravourös bewährt hat sie sich einmalig in der Kombination mit der wahrscheinlich sogar untenstehenden Untergrundgemüse-Pfanne (Direktlink). Wie bei allen Salate ist dieses Rezept vielfältig als Gang, Beilage oder Einzelgericht einsetzbar.

Lasst es Euch gut schmecken und zugleich eine gute Nacht, Euer Satorius

 

Griechischer-Gemüse-Garten

Metadaten des Gerichts 

Kochniveau: 2/10  Dauer: ca. 30 Minuten  Art: Hauptgang, Beilage  Kosten: Mittel

Rezept zum Ausdrucken: Griechischer-Gemüse-Garten (PDF)

Zutatenliste – Salat

  • 400g Feldsalat (alternativ Salat nach Wahl, aber besser kräftig im Geschmack)
  • 50g Ziegenkäse aka Feta (Auch hier im Idealfall aus echter Ziegenmilch)
  • 1 mittelgroße Zwiebel (Meine Favoriten sind hier noch immer die roten, aber die Wahl der Zwiebel bleibt weiterhin jedem Koch überlassen)
  • 50g Walnüsse
  • 50g Oliven (Schwarz oder grün stehen hier zur Wahl)
  • 50g Tomaten (Bei mir meistens Dattel- oder Cocktailtomaten, da sie zuverlässig geschmacksintensiver sind)
  • 50g Gurke (Beim nächsten Mal werde ich hier Gewürzgurken ausprobieren)

Zutatenliste – Sauce

  • 300g Joghurt
  • 50g Ziegenfrischkäse (Bestenfalls wirklich aus Ziegenmilch)
  • 2 EL Kräuteressig
  • 2 EL Walnussöl (Alternativ einen aromatischen Ersatz, zur Not ein gutes Olivenöl)
  • 1 Prise schwarzer Pfeffer (Am besten frisch gemahlen)
  • 1 Prise Salz (Ich schwöre auch bei Salaten auf die Fleur de Sel die nicht ganz billige aber kulinarisch sehr lohnenswerte Salzblume)
  • 3 TL Zucker
  • 2 Spritzer Zitronensaft

Praxis-Anleitung

  1. Zu Beginn den Salat sowie das Gemüse waschen, putzen und zu trocknen beiseite stellen. Nun die Zwiebel schälen und würfeln; die Gurke in Scheiben und die Tomaten sowie die Oliven je nach Sorten in mundrechte Happen filetieren.  
  2. Zur Herstellung der Sauce einfach alle ihre Zutaten in beliebiger Reihenfolge in ein passendes Gefäß geben und gut verrühren.
  3. Die Walnüsse kurz in einer Pfanne ohne Fett anrösten.
  4. Den abgetropften Salat zusammen mit dem Gemüse portionieren, anrichten und mit Sauce garnieren. Zuletzt die Walnüsse zerbröselt drüberstreuen.

Quadratisch-praktisch gut

Ein neues Rezept für den schnellen Hunger im stressigen Alltag; gesund und vegetarisch, dabei als Einzelgericht, Beilage oder mit einem Salat kombiniert tauglich. Eine Vielfalt an unterirdischem Wurzelgemüse sorgt hoffentlich für ein überirdisches Geschmackserlebnis.

Untergrundgemüse-Pfanne

Metadaten des Gerichts

Kochniveau: 4/10  Dauer: ca. 35 Minuten  Art: Hauptgang, Beilage  Kosten: Günstig

Rezept zum Ausdrucken: Untergrundgemüse-Pfanne (PDF)

Zutatenliste

  • 500g festkochende Kartoffeln
  • 200g Karotten (Ein semantischer Dauerbrenner, der gerne für Diskussionen sorgt: Mohrrübe, Karotte, Möhre – was denn nun?)
  • 100g Pastinaken (Kann mit Petersilienwurzel ersetzt werden und umgekehrt)
  • 100g Petersilienwurzel (Kann mit Pastinake ersetzt werden und umgekehrt)
  • 1 große Zwiebel  (Meine Favoriten sind hier die roten, aber die Wahl der Zwiebel bleibt jedem Koch überlassen)
  • 20g Kräuterbutter
  • 3 EL Keimöl (Hier kann alternative jedes milde, charakterlose Öl zum Einsatz kommen; verfügbarster Ersatz dürfte Sonnenblumenöl sein)
  • 2 TL süßes Paprikapulver 
  • 2 TL schwarzer Pfeffer (Am besten frisch gemahlen)
  • 1 Prise Salz (Ich schwöre bei solch aromatisch fokussierten Gerichten auf die Fleur de Sel die nicht ganz billige aber kulinarisch sehr lohnenswerte Salzblume)
  • 3 EL Sojasauce (Alternativ Gemüsebrühe) 

Praxis-Anleitung

  1. Zuerst das Gemüse zur Vorbereitung waschen, schälen und putzen. Daraufhin die 4 Hauptgemüse quadratisch auf 1×1 cm Würfel zuschneiden; Zwiebel hingegen nur in grobe Streifen schneiden.
  2. In einer möglichst großen Bratpfanne das Öl scharf erhitzen und darin zuerst die Kartoffeln ca. 5 Minuten alleine kross anbraten. Daraufhin Möhren, Pastinaken und Petersilienwurzel hinzugeben und mit braten, die Hitze langsam auf mittel Temperaturen verringern, damit nichts anbrennt.
  3. Sobald das Öl verbraten wurde die Kräuterbutter einschmelzen und anschließend die Zwiebeln hinzugeben.
  4. Weiter 10 Minuten schmoren bis alle Gemüse gar sind, dabei immer wieder mit der Sojasauce ablöschen, damit währenddessen nichts verbrennt. (Der Weg zur Perfektion dieses Gerichtes ist die doppelte Gratwanderung zwischen den berühmt berüchtigten Röstaromen/verbrannt und kross/matschig; der Hausmannsköstler kennt diese kleine Herausforderung von den guten alten Bratkartoffeln hinlänglich.)
  5. Zuletzt mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver abschmecken und servieren.

Viel Genuss beim Nachkochen, Euer Satorius