Andere Länder, andere Texte

Manchmal lässt sich praktische Philosophie, genauer das Zwitterwesen Moral/Ethik, so einfach verdichten und populär verpacken, dass jeder zum Philosoph werden mag. Ich bestelle einmal den German way, der sich in religiöser Rücksicht übt und beinahe schon aufklärerisch daherkommt. Ganz anders die Variante von den britischen Inseln, da hat wohl die (anglikanische) Kriche kräftig mitgearbeitet, sodass esoterische bis pathetische Noten den philosopischen bis klaren Stil der ersten drei Verse überlagern, mehr noch, sogar tilgen. But at least the englisch extension provides some charming stylistic devices, which tend to console me about the weird ethos manifested.

Ein demütiger Langmut aus England trifft also auf Deutschlands heroischen Intellektualismus, so oder so ähnlich. Ich jedenfalls stimme der deutschen Version beinahe vorbehaltlos zu. Ich würde zwar anders adressieren, wenn überhaupt, bekenne mich aber gleichwohl gerne zum dreifachen Entwicklungsideal: Gelassenheit, Mut, Weisheit. Nur zusammen entfalten diese Tugenden ihr volles Potenzial; für sich alleine, vielleicht sogar ins Extrem übersteigert, erschaffen sie bestenfalls Yogis, Helden, Philosophen und schlimmstenfalls Biedermeier, Soldaten, Ökonomen. Man verzeihe mir gütigst den bösen Seitenhieb, er diente nur dem rhetorischen Stilmittel. Aber wer repräsentiert  die dunkle Seite der Weisheit besser als mein oben gewähltes Exempel: Priester, Juristen … noch Vorschläge? Her damit!

Herzliche Grüße aus den Tiefen einer sturmgepeitschten Nacht, Euer Satorius


Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,
Courage to change the things I can,
And wisdom to know the difference.
Living one day at a time,
Enjoying one moment at a time,
Accepting hardship as a pathway to peace,
Taking, as Jesus did,
This sinful world as it is,
Not as I would have it,
Trusting that You will make all things right,
If I surrender to Your will,
So that I may be reasonably happy in this life,
And supremely happy with You forever in the next.

Amen.

Europäische Volksweisheiten mit unklaren Metadaten

 

Ein Motiv, zwei Musen und ihr Maler

Dante Gabriel Rossetti (1828 – 1882), Lady Lilith (1867; Wasserfarben-Replik des später übermalten, untestehenden Originals; New York: Metropolitan Museum of Art)


Beware of her fair hair, for she excells
All women in the magic of her locks,
And when she twines them round a young man’s neck
she will not ever set him free again.

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) & Percy Bysshe Shelley (1792 – 1822), Faust. A Tragedy (Rahmenbeschriftung der Replik)


Dante Gabriel Rossetti (1828 – 1882), Lady Lilith (1866 – 1867/1872 – 1873 überarbeitet; Wilmington: Delaware Art Museum)

TSF Ein TFF-Mutant: #EB1.1 @ Unendliche Utopieforschung

Kaum entstanden, bis eben sogar noch singulär, und jetzt bereits im Wandel; das neue Format Text-Slow-Food ist quirlig. Aber nur so kann dieses Format seinen Inhalten, seinem neuen Inhalt gerecht werden. Denn ein Werk wie Ernst Blochs in drei Bänden erschienenes opus magnum Das Prinzip Hoffnung in einen einzigen Artikel packen zu wollen – sei er so slow, wie das nur denk- bzw. dehnbar ist -, wäre nur eines: schierer Unsinn! Alleine die Lektüre dieser schweren Kost wird Jahre dauern, immer wieder zu Verdauungsproblemen führen und bietet sich deshalb bestens für eine sporadisch fortzusetzende Serie an Text-Slow-Food-Artikeln an, die dann irgendwie verdächtig regressiv als Text-Fast-Food daherkommen. Die Schwere des Gegenstands sowie dessen logischer bis thematischer Zusammenhang und nicht zuletzt die prinzipielle (Text-Format-)evolutionäre Varianz und meine dementsprechende Toleranz sagen dennoch schlussendlich ganz klar: Das ist Text-Slow-Food! Nur eben eine kleine Variation des Ur-Typus (mit einer kleinen Neuerung):

0. Titel: #Autoren-KürzelBeitragsnummer(.Seriennummer) @ Beitragstitel

1. Ein markantes Beitrags-Bild zum Text (Umschlagbild, Faksimile, etc.) macht den Anfang und läd optisch in den Artikel ein.

2. Sodann macht ein Happen Text-Fast-Food Appetit auf mehr und sorgt so für einen sanften Lese-Einstieg in das Werk des jeweiligen Autoren.

3. In einer (Kurz-)Besprechung  des vorgestellten Textes entwerfe ich (m)einen Zugang zum Text gewohnt essayistisch-verquer, mit dem Ziel einer Art Mini-Rezension.

4. Der Metadaten-Mix, also eine übersichtlich Zusammenstellung objektiver Informationen (auf Basis der Kataloge von Deutscher Nationalbibliothek und WorldCat) und subjektiver Wertungen, liefert kompakte Daten für Bibliografie- und Zahlenjunkies.

5. In einem Essenzsatz versuche ich mich an der semantisch-stilistisch beinahe unmöglichen Aufgabe, das ganze Werk angemessen in einem einzigen Satzgefüge auszudrücken – wohl an denn!

6. Die fortlaufenden Zitate aus dem Primärtext und ihre Zusammenstellung liefern überhaupt erst den Anlass für das alles hier und bilden somit den Kern des Ganzen. (Bei größeren Werken kann dieser Punkt auch auf eine Artikelserie ausgedehnt und dadurch ausgelagert werden.)

7. Kursorische Kontexte geben dem Werk des Autoren einen breiteren Rahmen und stillen damit den ersten, eklektischen Lesehunger des idealen Lesers, der am Ende des ausgedehnten Text-Slow-Foods noch Lust auf zukünftige Lektüre hat.

Zudem erfolgt am Ende dieser wahrscheinlich letztlich mehrjährigen Serie konsequent noch die vollständige Umsetzung des (erweiterten) Ideals für die Zubereitung von Text-Slow-Food. Damit ändert sich bei und mit diesem zweiten Exemplar der neuen Gattung lediglich der Schritt Nr. 6, also der formatprägende Zitatkorpus, indem dieser Punkt zeitlich ausgedehnt und somit in ein Vielfaches an Artikeln eingeschrieben in eine TSF-Serie ausgelagert wird: #EB1.x @ Unendliche Utopieforschung (wobei ich für „x“ keinen Definitionsbereich anzugeben wage).

Lassen wir also in angeblich so düsteren Zeiten das warme Licht der Hoffnung in unser Bewusstsein hineinstrahlen, denn mit nichts weniger hat sich Ernst Bloch in seinem Prinzip Hoffnung beschäftigt. Er wollte in Erfahrung bringen, spekulieren, analysieren, räsonieren und also philosophisch verstehen, was Werden und Willen verbindet, Subjekt und Objekt vermittelt, Mensch und Welt vereint. Sein Werk kreist folglich in weiten Spiralbahnen um große Fragen: Was gibt unserem Leben Sinn und Richtung? Was treibt die Menschen der verschiedenen Epochen und Kulturen an? Welchen kleinen und großen Utopien und Dystopien hängen wir nach, seien sie sozial, politisch, ästhetisch, technisch, sexuell und skaliert von epochal bis trivial? Wie und warum erhofft sich der homo utopicus all das für seine Zukunft? Was kümmert all das die Welt? Welche Ontologie steckt hinter den Hirngespinsten? Und warum haben Gott und Marx, Nietzsche und Aristoteles beim Zentralbegriff Heimat allesamt zusammen mit vielen anderen ihre schmutzigen kleinen Finger mit im Gedanken-Spiel?

Alles in allem, im Großen und Ganzen seelisch naheliegende, höchst spannende und vor allem zutiefst historische bis politische Fragen, die jede Zeit, jedes Zeitalter neu und anders stellen, neu und anders beantworten kann und sollte. Aber warum sollten gerade wir, die kurzweilige, -firstige, -konzentrierte und kürzende Internet-Generation, warum sollte die bequemste Generation der Menschheitsgeschichte das Rad neu erfinden? Warum überhaupt drehen, am blutigen Rad der Geschichte, am staubigen Rad der Zeit?

Während dieser definitiv nicht rhetorisch misszuverstehenden Fragenkomplex idealerweise wenigstens kurz zum Nachdenken provoziert, lausche ich schon Mal bedächtig den ersten Klängen einer ewigen Sinfonie, einer Musik der Hoffnung und des Hoffens, wie sie aus den Archiven der Geistes- und Ideengeschichte herauftönt. Lauschen wir doch gemeinsam dem Orchester und einem seiner mutigeren Dirigenten. Fangen wir an ihm zuzuhören, ihn zu lesen, vielleicht erfahren wir sogar, was sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im kollektiven Bewusstsein unserer Zivilistation an Anworten auf den utopischen Fragenkomplex niedergeschlagen hatte. Lassen wir uns inspirieren von der unendlichen Geschichte der Utopieforschung, der Ernst Bloch viele, viele Meta-Kapitel hinzugefügt hat – eventuell ja sogar zu neuen Beiträgen, ob sie nun meta-, para– oder ortho-utopisch sein mögen.

Mit einer tiefen Verbeugung vor einem ehrenwerten Lebenswerk, Euer Satorius


Das Prinzip Hoffnung (Erster, Zweiter und Dritter Band): #EB1.1 @ Unendliche Utopieforschung


Geschehen wird Geschichte, Erkenntnis Wiedererinnerung, Festlichkeit das Begehen eines Gewesenen. So hielten es alle bisherigen Philosophen, mit ihrer als fertig-seiend gesetzten Form, Idee oder Substanz, auch beim postulierenden Kant, selbst beim dialektischen Hegel. Das physische wie metaphysische Bedürfnis hat sich dadurch den Appetit verdorben, besonders wurden ihm die Wege nach der ausstehenden, gewiss nicht nur buchmäßigen Sättigung verlegt. Die Hoffnung mit ihrem positiven Korrelat, der noch unabgeschlossenen Daseinsbestimmtheit, über jeder res finita, kommt derart in der Geschichte der Wissenschaften nicht vor, weder als psychisches noch als kosmisches Wesen und am wenigsten als Funktionär des nie Gewesenen, des möglich Neuen. Darum: besonders ausgedehnt ist in diesem Buch der Versuch gemacht, an die Hoffnung, als eine Weltstelle, die bewohnt ist wie das beste Kulturland und unerforscht wie die Antarktis, Philosophie zu bringen.

S. 4f.

 

Das utopische Bewusstsein will weit hinaus sehen, aber letzthin doch nur dazu, um das ganz nahe Dunkel des gelebten Augenblicks zu durchdringen, worin alles Seiende so treibt wie es sich verborgen ist. Mit anderen Worten: man braucht das stärkste Fernrohr, das des geschliffenen utopischen Bewusstseins, um gerade die nächste Nähe zu durchdringen. Als die unmittelbarste Unmittelbarkeit, in der der Kern des Sich-Befindens und Da-Seins noch liegt, in der zugleich der ganze Knoten des Weltgeheimnisses steckt.

S. 11

 

Ernst Bloch (1895 – 1977), Das Prinzip Hoffnung – Erster Band: Vorwort (1938 – 1947)

(Technik-)Folgenabschätzung anno 1800

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.

 

Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

 

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!

 

Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

 

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!

 

Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

 

Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.

 

Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!

 

O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!

 

Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.

 

Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!

 

Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

 

Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

 

„In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu seinem Zwecke,
erst hervor der alte Meister.“

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), Der Zauberlehrling, in: Friedrich Schiller (1758 – 1805), Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 32 – 37 (1797/1798)

Deftiges vom und für den Hausmann: Allwetterrezept

Fungus à la Raclette

– Metadaten des Gerichts –

Kochniveau: 3/10  Dauer: ~ 30 Minuten  Art: Beilage/Vorspeise Kosten: Mittel

Rezept zum Ausdrucken: Fungus à la Raclette (PDF)

Zutatenliste

  • 250g mittelgroße bis große Champignons
  • ½ rote Zwiebel
  • 1 Scheibe Raclette-Käse
  • 1 Scheibe roher, geräucherter Schinken (Weglassen und schon wird aus dem Gericht ein vegetarisches)
  • ½ mittelgroße Karotte
  • 75g Kräuter-Frischkäse
  • 25g getrocknete Tomaten
  • 25g Quinoa (Alternativ Sesam oder Haferflocken)
  • ½ TL Salz
  • 1 TL schwarzer Pfeffer
  • 1 TL Oregano
  • 1 TL Bärlauch
  • 1 EL Olivenöl

Praxis-Anleitung

  1. Zuerst Karotte und Schnittlauch waschen. Die Pilze putzen und ihre Stile großzügig entfernen, sodass genug Platz für das spätere Füllen entsteht. Zwiebel schälen und ebenso wie die Karotte, die getrockneten Tomaten und den Schnittlauch fein haken.
  2. Das Öl in einer Pfanne bis auf mittlere Temperatur erhitzen. Darin zunächst nur die Karottenwürfel andünsten, nach wenigen Minuten noch die Zwiebeln hinzugeben und mitbraten. Wenn das Gemüse fast gar ist, Qinoa, Oregano, Bärlauch, die Hälfte des Schnittlauchs und die getrockneten Tomaten dazugeben und noch wenige Minuten gemeinsam bei schwacher Hitze weitergaren.
  3. Den Inhalt der Pfanne kurz abkühlen lassen und danach zusammen mit dem Frischkäse, Salz und Pfeffer sowie dem restlichen Schnittlauch in einer Schüssel vermengen.
  4. Jetzt können die Pilze mit dieser Masse gefüllt werden. Diese dabei nur bis zum Rand auffüllen, um sie zum Abschluss erst mit einer Schicht Schinken und dann mit einem Stück Käse zu belegen.
  5. Je nach Jahreszeit und Laune können die gefüllten Pilze nun entweder 10 Minuten im Backofen bei gut 200° überbacken oder auf dem Grill zubereitet werden.

Ein frohes und gutes Neues!


Euch allen wünschen ich und die gesamte Metatext-Redaktion eine frohes, gutes und neues Jahr 2017!

Auf das Eure Utopien wahr werden und Eure Dystopien zeitgleich in der Unwahrheit verbleiben, sofern hoffentlich das eine oderwenigstens das andere denn existiert. Sollte dem nicht so sein, dann möget ihr sie finden, eure Vorstellungen für die eigene oder vielleicht gar allgemeine Zukunft. Denn gerade Weihnachten (Hier auf und in Quanzland ein eher irgnoriertes Pseudofest), Sylvester, Neujahr und die sie umgebenden Rauhnächte sind eine ideale Zeit der Besinnung, geben also Raum für Sinnsuche und Sinnsetzung.

Was soll sein und was soll nicht sein, wie will ich leben und wie nicht, worauf hoffe ich konkret und abstrakt?

Solche Fragen müssen wenigstens gelegentlich gestellt und beantwortet werden, sonst verkommt das Leben zur Farce, wird die Existenz schal und leer. Damit das nicht so wird oder gar so bleibt, überkompensiert so mancher in der alljährlichen Schwebe zwischen den Jahren mit sogenannten „guten Vorsätzen“. Diese Strohfeuer des bloßen Wünschens sind zwar meist Oberflächenphänomene von persönlicher Utopie und Dystopie, bedürfen aber nach meiner Erfahrung der kritischen Reflexion und offnen Diskussion bevor man in die Tiefe, zum eigentlichen, eigenen Wollen vordringen kann. Und genau dort, in den schattigen Tiefen der eigenen Person und Zukunft, möchten wir unsere Wünsche hinsichtlich Freude und Glück, Gutem, Neuheit und Neuerung erschallen lassen: Ein frohes, gutes und neues Jahr 2017 also nochmals!

Extreme Egozentrik

I do my thing, I am I,

you do your thing, you are you.

I am not in this world to live up to your expactations,

neither are you to live up to mine.

I am I and you are you

and if by chance we find each other, it‘s beautiful,

if not, it can‘t be helped.

 

 

Ich tu, was ich tu, ich bin ich,

du tust, was du tust, du bist du.

Ich bin nicht auf dieser Welt, um nach deinen Erwartungen zu leben,

weder bist auf dieser Welt, um nach den meinen zu leben.

Ich bin ich und du bist du

und wenn wir uns zufällig finden, ist das wunderbar.

wenn nicht, dann eben nicht.

 

Friedrich Salomon „Fritz“ Perls (1893 – 1970), Gestalt-Therapie in Aktion – Das „Gestalt-Gebet“; S. 13 (1974; Übersetzung durch Satorius)

Du, wir müssen reden, über das Reden …

Was das heutige Leben auf dem Erdbal so gefährlich macht, ist das gigantische Auseinanderklaffen zwischen technologischem Vermögen und zwischenmenlichem Unvermögen. Es ist dringende geboten (wenn nicht schon zu spät) in der Fähigkeit zur Verständigung aufzuholen. Dieses Buch enthält Richtschilder [Satorius: Zwei der wichtigsten siehe unten] und Handwerkszeug für die zwischenmenschliche Kommunikation.

 

Friedemann Schulz von Thun (1944 – ), Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation, Nachwort 1. (1981)


 

Friedemann Schulz von Thun (1944 – ), Das Verhaltenskreuz & Das Kommunikationsquadrat auf www.schulz-von-thun.de (Link zu Originaldatei)

Der alte Meister hält uns ’nen morbiden Monolog

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen –

 

Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, ’s ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –
Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts:

 

Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir die irdische Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,

 

Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte

 

Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt‘ und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,

 

Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;

 

Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen. – Still!
Die reizende Ophelia! – Nymphe, schließ
In dein Gebet all meine Sünden ein!

William Shakespeare (ca. 1564 – 1616), Hamlet, Prinz von Dänemark (Akt 3, Szene 1)


To be, or not to be, that is the question:
Whether ‚tis nobler in the mind to suffer
The slings and arrows of outrageous fortune,
Or to take arms against a sea of troubles,
And by opposing, end them? To die: to sleep;

 

No more; and by a sleep to say we end
The heart-ache and the thousand natural shocks
That flesh is heir to, ’tis a consummation
Devoutly to be wish’d. To die, to sleep;
To sleep: perchance to dream: ay, there’s the rub;

 

For in that sleep of death what dreams may come
When we have shuffled off this mortal coil,
Must give us pause: there’s the respect
That makes calamity of so long life;
For who would bear the whips and scorns of time,

 

The oppressor’s wrong, the proud man’s contumely,
The pangs of despised love, the law’s delay,
The insolence of office and the spurns
That patient merit of the unworthy takes,
When he himself might his quietus make

 

With a bare bodkin? who would fardels bear,
To grunt and sweat under a weary life,
But that the dread of something after death,
The undiscover’d country from whose bourn
No traveller returns, puzzles the will

 

And makes us rather bear those ills we have
Than fly to others that we know not of?
Thus conscience does make cowards of us all;
And thus the native hue of resolution
Is sicklied o’er with the pale cast of thought,

 

And enterprises of great pith and moment
With this regard their currents turn awry,
And lose the name of action. – Soft you now!
The fair Ophelia! Nymph, in thy orisons
Be all my sins remember’d.

William Shakespeare (ca. 1564 – 1616), The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark (Act III, Scene I; about 1601)

Liebeslyrik, die Stammhirn und Dränendrüsen kitzelt!

Ich atme dich ein
und nie wieder aus.
Schließ‘ dich in mein Herz.
Lass dich nicht mehr raus.

 

Ich trage dich bei mir
in meiner Brust.
Hätt‘ alle Wege verändert.
Hätt‘ ich sie vorher gewusst.

 

Jetzt steh ich am Ufer.
Die Flut unter mir.
Das Wasser zum Hals.
Warum bist du nicht hier.

 

Ich will dich einmal noch lieben
wie beim allerersten Mal.
Will dich einmal noch küssen
in deinen offenen Haaren.

 

Ich will einmal noch schlafen,
schlafen bei dir.
Dir einmal noch nah sein
bevor ich dich
für immer verlier‘.

 

Wer achtet auf mich jetzt,
dass ich mich nicht verlauf‘?
Und wenn ich jetzt falle,
wer fängt mich dann auf?

 

In all diesen Straßen
kenn‘ ich mich nicht mehr aus.
Da ist niemand mehr der wartet…
Der auf mich wartet…
Zuhaus‘

 

Ich will dich einmal noch lieben
wie beim allerersten Mal.
Will dich einmal noch küssen
in deinen offenen Haaren.

 

Ich will einmal noch schlafen,
schlafen bei dir.
Dir einmal noch nah sein
bevor ich dich
für immer verlier‘.
Für immer verlier‘.

 

Für immer, für immer, für immer, für immer, für immer
Für immer, für immer, für immer, für immer, verlier‘

 

Ich will einmal noch schlafen,
schlafen bei dir.
Dir einmal noch nah sein
bevor ich dich
für immer verlier‘.
Für immer verlier‘.

 

Philipp Poisel (1983 – ), Eiserner Steg (2011; What a man O.S.T.)