Heute ein einfache und wahlweise eine schwere Variante des Rezeptes; von einem genial leckeren, pervers-gesunden Salat für Freunde der Karotte aka Mohrrübe aka Möhre. In einem Wort, das ohne diese Einleitung alles gesagt hätte, ausgedrückt: Synonymie – auch wenn darüber häufig, teilweise leidenschaftlich geführte Diskussionen entbrennen mögen.
Die zwei verschiedenen Rezepte-Varianten entspringen der Idee, aus eigentlich kaum als Rezept beschreibbaren, singulären Kochereignissen, doch etwas Bleibendes und Praktikables zu gewinnen. Wertschöpfung am Singulären, ein irgendwie sündiges Unterfangen. Aber ein Rezept stellt immer auch ein Chance dar, Erfahrungen – negative wie positive – aus Kochexperimenten einfließen zu lassen und so bewusst etwas künstliches, aber empirisch und rational Verbessertes und Verbesserbares zu erschaffen – offener Text. Das dieser Text als Rezept mehr zu leisten vermag, als die lapidare Aussage: „Du, gestern da hab ich toll gekocht und das Essen hat danach lecker geschmeckt. Das glaubst du nicht!“, ist ein triviales Argument, aber nicht weniger wichtig. Der Text kommt aber mit seinen Darstellungsmitteln bereits dort an seine Grenzen, wo es um fein abgestimmtes, womöglich korrigiertes Detail im Geschmackserlebnis geht und wilde Spontanität beim Kochen geht. Gerade bei selbst kreierten Curries spielt eine ganze Palette von Aromen und Zutaten eine Rolle und es verlöre enorm an Zauber und Reiz, wenn man dabei immer und minutiös mit Waage, Stoppuhr und Notizbuch zu Werke gehen würde. Also stehen die durch Experiment und Darstellung mögliche Optimierung einer Rezept-Idee gegenüber dem einmaligen Erlebnis des freien Kochens im Rausch der kreativen Schöpfung – singulär eben – als zwei polare Aspekte der Analyse oder der praktischen Haltungen beim Kochen selbst. Ich bevorzuge alltäglich die zweite Variante mit gelegentlichen Ausflügen in die Gefilde der ersten Art des Kochens und Denkens – Mode 1 und Mode 2 Kochen quasi. Diesen einfachen Dichotomien korrespondieren dann auch irgendwie die beiden Schwierigkeitsgrade des Rezepts – aber nur irgendwie.
Man vergebe mir gnädig diesen ersten philosophischen Ausrutscher; aber vor diesem sporadischen Bedürfnis, die Erfahrung des Kochens zu reflektieren, wurde ausdrücklich gewarnt. Allem voran ist das Schreiben von Rezepten eine hoch interessante und lehrreiche Tätigkeit. Der Versuch, bleibenden Wert und pure Objektivität zu schaffen; ohne sprachliche Schnörkel und unnütze Ornamente, ist eine heilsame Kur für jeden Texter. Kommen wir nun also endlich zum praktischen, konkreten Teil: dem Rezept, das nie wieder auf die gleiche Art, aber immer wieder auf eine neue und vielleicht bessere Art von Euch und mir zubereitet werden kann. Zwischen dem einfachen Vorschlag und dem übertriebenen Idealvorschlag, der gerne überholt werden kann, schwanken hier die Ansprüche des Gerichts. Welches Wort oder welchen Anspruch man auch immer für sich selbst wählt, hier sind die zwei Wege zu den Träumen in Orange.
Arabisch-indischer Karottensalat
– Metadaten des Gerichts –
Kochniveau: 3/10 oder 5/10 – Dauer: ca. 25/35 Minuten – Kosten: Günstig oder mittel
Rezept zum Ausdrucken: Arabisch-indischer Karottensalat (PDF)
Gemeinsame Zutaten
- 4 mittelgroße (ca. 400g) Karotten
- 2 EL Essig
- 1 EL Limettensaft (Alternativ Zitronensaft)
- 1 EL Sojasoße
- 1 mittelgroße Zwiebel (Meine Favoriten sind besonders hier die roten, aber die Wahl der Zwiebel bleibt weiterhin selbstverständlich jedem Koch überlassen)
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 TL Salz (In Fällen wie diesem immer lieber Fleur de Sel, wenn man mich fragt)
Einfache Variante
- 4 TL Currypulver
- 1 TL Chillipulver (Hier kann scharfe Paprika oder Cayennepfeffer als Ersatz dienen)
- 1 TL Kardamom
- 3 EL Orangensaft
- 1 TL schwarzer Pfeffer
- 1 EL mildes Öl
- 1 TL Zucker
- 1 EL Küchenkräuter
- 1 Prise Zimt
- 1 Spritzer Orangen-Aroma (Wenn es sein muss, tut es wirklich auch das Backaroma)
Übertriebene Variante
- 3 EL Mango-Maracujasaft
- 1 TL grüne Kardamom-Kapseln
- 1 TL Koriandersamen
- 1 TL gemahlener Ingwer
- 1 EL Pistazienöl
- 1 TL Bockshornkleesaat
- 1 TL schwarzer Pfefferkörner
- 1 TL ganzer Kreuzkümmel
- 2 TL Schwarzkümmel
- 1 Prise Fenchelkörner
- 1 cm Zimtstange
- 1/3 Anisstern
- 1 kleine getrocknete Chili
- 1 TL Orangenöl (Abrieb unbehandelter Orangenschale könnte einen Versuch wert sein)
- 1 EL frischer Koriander
- 1 EL frische Minze
Praxis-Anleitung
- Zu Anfang die Karotten waschen und grob reiben. Zwiebeln schälen und fein hacken.
- Nun das Gemüse mit allen gemeinsamen Zutaten in eine Schüssel geben und vermengen.
- Bei der einfachen Variante zuletzt die restlichen Zutaten hinzufügen; noch einmal gut umrühren und ca. 10 Minuten luftdicht ziehen lassen. (Hier endet somit bereits die nicht erprobte, aber gedanklich für gut befundene, simple Variante des Gerichts)
- Für die übertriebene Variante als nächstes Koriandersamen, Kardamom-Kapseln, Bockshornkleesaat, Zimtstange, Anisstern, Chili, Pfeffer, Fenchel und Kreuzkümmel in einer Pfanne ohne Fett max. 5 Minuten anrösten und besonders auf die Gefahr des Anbrennens achten.
- Während die Gewürze in der Pfanne liegen, alle übrigen Zutaten bis auf den Schwarzkümmel zum Salat hinzugeben und gut vermischen.
- Dann die fertig gerösteten Gewürze in einem Mörser zerstoßen und ordentlich vermahlen. Die Gewürze daraufhin zum Salat geben und gut vermengt 10 Minuten ziehen lassen.
- Zum Abschluss den Schwarzkümmel ganz leicht anrösten und über den nochmals durchmengten Salat streuen.