Unterwegs zum sprachlosen X? … oder doch nicht!

Thema des transzendentalen Ansatzes sind weder Strukturen noch Prozesse des Seins. Ihm geht es vielmehr um die Interaktion eines menschlichen Subjekts mit einem unbekannten Gegenüber aus dem Objektbereich, welche aus der Perspektive des Subjekts zu beschreiben ist. Einschlägige Analysen bringen zahlreiche Belege dafür, dass der Mensch seine im Zuge dieser Interaktion stattfindenden Erfahrungen sehr erfolgreich nach dem Vorbild von Interpretationsmustern deutet, die sich im Zuge seiner Kontakte mit menschlichen Kommunikationspartnern bewährt haben. Alle naturwissenschaftlichen Begriffe und Modellvorstellungen verweisen damit letztlich auf Vorbilder aus dem Bereich der Typisierung von sozialen Strukturen und Prozessen.

 

Karl Czasny (1949 – ), Quantenphysik als Herausforderung der Erkenntnistheorie (Direktlink zum Artikel) [Rev. 18.09.15]

Wenn daher das Selbstbewusstsein [~Subjekt, D.Q.] ein Gegenstand ist, der ausschließlich im Rahmen von symbolvermittelter sozialer Interaktion erfahrbar und nachweisbar ist, weil er ausschließlich im kollektiven Vollzug dieser Art des Handelns existiert, dann ist es prinzipiell von der auf naturwissenschaftlich restringierter Beobachtung von Reiz-Reaktions-Mustern fußenden materialistischen Ontologie weder begreifbar noch ableitbar.

 

Karl Czasny (1949 – ), Schrödingers Katze endlich zur Ruhe gebettet? (Direktlink zum Artikel) [Rev. 18.09.15]


Im Herzen der zeitgenössischen Philosophie gibt es zwei Kammern: Ontologie und Epistemologie. Um den Angriff auf das Metaphern-Verbot – von manchen Akademikern gepriesen und geheiligt – in rhetorisch-heftiger, weil doppelter Form als Personifizierung konsequent fortzusetzen: Die Ontologie aka. Metaphysik ist der Hirnstamm der Weisheitsliebe und die Erkenntnistheorie das evolutionär neuere Großhirn der (philosophischen) Wissenschaft.

Nüchtern betrachtet sind beide Disziplinen also zentrale, doch historisch und methodisch differente Bereiche der Philosophie. Ideengeschichtlich sympathisieren sie mit allerlei Ismen; je nach Zeit und Vorliebe entweder mit Nominalismus, Materialismus und Empirismus oder mit Realismus, Idealismus und Rationalismus. Sein und Denken taugen als differenzierende Bezugspunkte eben so sehr wie viele andere Polarisierungen, welche die Geistesgeschichte in ihrer produktiven Kreativität unablässig hervorgebracht hat und weiterhin hervorbringt.

Neuzeit, Moderne und insbesondere Postmoderne haben hierbei die einst noch überschaubare Lagerbildung unendlich kompliziert. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert ist es im Detail zu vielfältigen Mischformen gekommen. Besonders die (Natur-)Wissenschaften sind hierbei zum kontroversen Schlachtfeld für den uralten Titanenkampf der Philosophie geworden. Dabei lässt sich diese tiefe und breite Trennlinie im Denken besonders gut, wie oben im Text-Fast-Food zu lesen, am Begriffspaar Subjekt-Objekt verdeutlichen, wenn auch einige mir besonders lieb gewordene Positionen innerhalb dieses epochalen Diskurses jenseits dieser Dichotomie operieren oder wenigsten operieren wollen.

Nun aber zeichnet sich ein neuer, vielleicht dereinst befriedender Impuls aus Richtung der modernen Physik ab. Auch wenn berechtigte Zweifel an der verfrühten Freude über die ersehnte Harmonie angeraten sind, die sich am Horizont erhoffen lässt, so hat die Quantenphysik unbestritten das Potential, der Vielfalt an Standpunkten – seien sie mal eher ontologisch, mal eher epistemologisch – eine Vereinfachung zu verschaffen.

Fraglich bleibt gleichwohl und prinzipiell immer eines: Bin ich, bist du, sind wir als beschränkte, endliche und bedürftige Menschen überhaupt je im Stande, näher heranzukommen an Wahrheit und Gott oder besser an das sprachlose X?

Zurückgelehnt im Ohrensessel agnostischer Bequemlichkeit, begnüge ich mich heute und jedenfalls mit Fragen, Zweifeln und verhaltenen Hoffnungen und überlasse die Antworten Euch da draußen und insbesondere den Wissenschaftlern, die darin Meister sind!

Mit gebändigter Neugierde und entfesselter Gelassenheit, Euer Satorius

 

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