Eine Amtzeit endet in einem spektakulären U-Turn, spekulativ zumindest und jedenfalls was die Persönlichkeit der Amtinhaber betrifft könnten zwei Politiker kaum unterschiedlicher sein als Barack Hussein Obama und Donald John Trump. Die Namen und Kontexte der beiden Präsidenten, ersterer scheidenend und der zweite unvermeidlich kommend, unterstreichen den konstatierten Kontrast zusätzlich und eindrucksvoll. Da hier und derzeit eine weitere Polarisierung wenig Not tut, spare ich mir die Abrechnung mit dem einen, aufgrund seines inhumanen Stils und unverschämten Wahlkampfs, und ergehe ich mich einzig in leichtfüßigem Lob des anderen, wegen einer grandiosen Rede, die zu hören ich Euch allen sehr empfehle.
Euch erwartet ein wilkommenes Trotspflaster, warme Worte für alle demokratischen Freidenker, die hier wie anderswo gerade sehr unter einer hoffentlich nur leichten Welle historischer Konjunktur zu leiden haben. Erbaut Euch, um- und unterspült von Nationalismus, Populismus, Rassismus und schlichter Dummheit, wie es halt manchmal ist, an den Gedanken des nominell globalen Chefdemokratens. In einem fast einstündigen Rundumschalg zu den einschlägigen Themen eines mächtigen Politikers steht dabei vor allem ein Begriff im Zentrum, dem Ort der Rede: Athen, dem Beginn von Obamas Abschiedstour durch Europa, hochangemessen: Demokratie. Geschichte, Gegenwart und Gefahren sind Leitmotive seiner Auseinadersetzung mit der eigenen Amtszeit und der erhofften Zukunft. An Pathos spart der gute Mann in dieser nicht eben unhistorischen Rede ebensowenig wie an rhetorischer Brillanz und intellektueller Offenheit.
Und ja, sicherlich und selbstverständlich, zweifelsohne ist zweifelhaft wie weit sich die schöne Rede des ehemals sog. mächstigsten Mannes der Welt mit seinen aufrichtigen Überzeugungen einerseits und seinen Handlungen als Polititer andererseits vereinen lässt. Da bleibt wohhl die eine oder andere Dissonanz bestehen, aber wie könnte das auch anders sein: Denn Macht macht eben ohnmächtig; Subjekte, Strukturen, Objekte, der ganze reale Ballast lastet auf jeder Entscheidung; Versuchungen und Gelegenheiten zur Korruption lauern vermutlich in einer Hülle und Fülle auf den Lebenswegen und -umwegen, das jede Soap dagegen verblassen dürfte.
Ein wenig pro, ein wenig contra, genug geredet allenfalls, nun will ich vor allem nur noch einen reden lassen, den wohl besten Präsident, den ich in meiner Lebenszeit an der Spitze der USA erlebt habe, und der in seiner Ansprache nicht nur an die Griechen, nicht nur an die Europäer, sondern an alle Demokraten und an Freiheit interessierten Menschen dieser Tage appelliert ihr eigenes Amt ernstzunehmen, das des Bürgers. Selbstbewusster und kritischer Bürger zu sein, gibt er vor allem den jungen Menschen der nächsten Generation mit auf ihren Weg. Zu hoffen und zu handeln, sich Fortschritt und Demokratie zu verdienen, indem man sich selbst im Verbund mit anderen regiert und dabei auch den politischen Gegner, den Fremden, den Flüchtling integriert, mahnt er an, ebenso wie insgesamt zu kämpfen für den Erhalt eines „great, imperfect, but necessary system“.
In tiefer Verneigung vor einem bekennenden Demokraten und in banger Erwartung eines populistisch-polternden Pseudo-Republikaners, Euer Satorius
Enclosing, our globalized world is passing through a time of profund change. Yes, there is uncertainty and there’s unease. And none of us can know the future. History does not move in a straight line. Civil rights in America did not move in a straight line. Democracy in greek did not move in a straigth line. The evolution of a unified europe certainly has not moved in a straight line, and progress is never a guarantee. Progress has to be earned by every generation. But i belive history gives us hope: 25 centuries after athens first pointed the way, 250 years after the beginning of the great american journey, my faith and my confidence, my certainty in our democratic ideals and universal values remain undiminished. I belive more strongly then ever that doctor king was right when he said that the arc of the moral universe is long, but it bends towards justice. It bends towards justice not because it is inevitable, but because we bend it towards justice; not because there are not gonna be barriers to archieving justice, but because there will be people – generation after generation – who have the vision and the courage and the will to bend the arc of our lives in the direction of a better future.
In the United States and in every place I visted these last eight years I have met citizens – especially young people – who have choosen love over fear, who belive that they can shape their own destiny, who refused to accept the world as it is and are determined to remake it as it should be. They have inpired me. In every corner of the world I’ve met people who in their daily lives demonstrate that despite differences of race or religion or creed or color we have the capacity to see each other in ourselves. Like the woman here in greece who said of the refugees arriving on these shores: »We live under the same sun. We fall in love under the same moon. We are all human. We have to help these people.« Women like that give me hope.
[…]
Because in the end it is up to us. It’s not somebody else’s job, it is not somebody else’s responsibility, but it’s the citizens of our countries and the citizens of the world to bend that arc of history towards justice. And that is what democracy allows us to do. That is why the most important office in any country is not president or prime minister – the most important titel is: citizen. And in all of our nations it will always be our citizens who decide the kind of countries we will be, the ideals that we will reach for, the values that will define us.
In this great, imperfect, but necessary system of self-government power and progress will always come from the »demos«, from we the people. And im confident that as long as we are true to that system of self-government that our futures will be bright!
Barack Hussein Obama (1961 – ), Rede gehalten am 16.11.16 im Stavros Niarchos Foundation Cultural Center in Athen, 44:41 – 47:36 & 48:20 – 49:38 (Min:Sek; transkribiert durch Satroius)